Welche besonderen Herausforderungen stellen sich der Internationalen Zusammenarbeit – und damit auch der Schweiz – in Afghanistan?
Afghanistan gehörte bis August 2021 zu den Ländern, die am meisten von ausländischer Hilfe abhängig waren. Rund 75 Prozent des afghanischen Staatsbudgets stammten aus internationalen Hilfsgeldern. Dieser Mittelfluss wurde am 15. August 2021 abrupt eingestellt. Die Mehrheit der neuen Minister steht auf internationalen Sanktionslisten, was dazu führt, dass de facto das ganze Land unter Sanktion steht. Das Finanzsystem Afghanistans ist in sich zusammengebrochen und das Vertrauen in den Bankensektor ist erschüttert. Für die DEZA bedeutet es, dass wir bei allen Finanztransaktionen noch vorsichtiger sein müssen, damit wir nicht gegen die Sanktionsregelungen oder Vorgaben bezüglich Geldwäscherei und Terrorismusfinanzierung verstossen. Hier ist es besonders wichtig, dass wir auf unser bestehendes Netzwerk vor Ort zurückgreifen können.
Wie funktioniert die Zusammenarbeit konkret?
In den ersten Monaten nach der Evakuation war das natürlich schwierig: Die Situation war unübersichtlich, die Lage unsicher. Der Austausch mit lokalen und regionalen Partnern konnte nur digital erfolgen. Seit diesem Jahr können wir wieder für Kurzbesuche nach Afghanistan reisen. Diese Besuche sind für uns sehr wichtig. Einerseits helfen sie uns, eine differenzierte Analyse über die Lage vor Ort, über die Lebenssituation der Menschen und ihre Bedürfnisse und Möglichkeiten zu erhalten. Andererseits sind solche Besuche wertvoll, um sich mit den lokalen und regionalen Organisationen zu treffen und Projektideen zu diskutieren und aufzugleisen. Dank solchen Netzwerken und den Kontrollmechanismen, die wir aufbauen, können wir anschliessend aus der Distanz sicherstellen, dass unsere Hilfe auch wirklich ankommt.