«Wir haben unseren Personalbestand in der Ukraine seit 2015 verdreifacht»

Zur Durchführung ihrer Aktivitäten im Bereich der humanitären Minenräumung finanziert die Schweiz mehrere Partner und arbeitet eng mit ihnen zusammen. Dazu zählt die Fondation suisse de déminage (FSD). Die Stiftung, die vor allem in der Ukraine tätig ist, unterstützt die Bevölkerung direkt durch die Beseitigung von Antipersonenminen und nicht explodierter Munition. Ein Interview mit dem Direktor der Stiftung, Hansjörg Eberle.

Ein Mann erklärt einer kleinen Gruppe von Leuten etwas und zeigt über ein Feld zu einem Waldrand.

Ein Mitarbeitender von FSD erklärt FSD-Direktor Hansjörg Eberle (rechts) und seinem Team in der Ukraine die Lage. © FSD

Wie agiert die FSD im Feld?

Unsere Teams identifizieren zunächst die kontaminierten Gebiete, danach lokalisieren und entschärfen sie Minen und Blindgänger. Über 90 Prozent unserer Minenräumerinnen und Minenräumer werden direkt in den betroffenen Gebieten rekrutiert und vor Ort von unseren Fachleuten ausgebildet. So bieten wir lokal wirtschaftliche Perspektiven und stellen gleichzeitig sicher, dass unsere Aktivitäten den höchsten Qualitäts- und Sicherheitsstandards entsprechen. Der Schweizbezug ist ein Vorteil für die FSD und erleichtert insbesondere den Zugang in den betroffenen Ländern.

Und namentlich in der Ukraine?

Die FSD ist seit 2015 in der Ukraine akkreditiert und auch tätig, sodass wir nach der Ausweitung des Konflikts im Februar 2022 schnell reagieren konnten. Wir haben unseren Personalbestand verdreifacht und räumen derzeit Minenfelder in den Provinzen Tschernihiw, Charkiw und Mykolajew. Dort ist die Lage aufgrund der hohen Kontamination, der Vielfalt der eingesetzten Kampfmittel und Munition sowie der Tatsache, dass die Teams in der Nähe von Kampfzonen arbeiten müssen, besonders komplex. Die FSD spricht sich mit den lokalen und nationalen Behörden ab, namentlich in Bezug auf die Prioritäten, und arbeitet eng mit anderen Minenräumorganisationen zusammen.

Eine Frau in Uniform von FSD erklärt etwas zwei Männern, die aufmerksam zuhören.
Eine FSD-Mitarbeiterin erklärt FSD-Direktor Hansjörg Eberle (Mitte) wie die Prävention in Schulen funktioniert. © FSD

Welche Vorteile bietet der Einsatz neuer Technologien?

Es gibt noch kein Wundermittel, um Sprengkörper automatisch und mit der gleichen Zuverlässigkeit unschädlich zu machen, wie das unsere Mitarbeitenden können. Mit neuen Technologien können wir jedoch kontaminierte Gebiete bereits schneller lokalisieren und kartieren. Die FSD setzt dazu unter anderem Drohnen, hochauflösende Satellitenbilder und ferngesteuerte Maschinen mit integrierten Metalldetektoren ein. Darüber hinaus arbeiten wir seit sieben Jahren im Rahmen eines vielversprechenden Projekts der Urs Endress Stiftung, die ihren Sitz in der Schweiz hat, an der Entwicklung einer Drohne mit Bodendurchdringungsradar. Und schliesslich stehen wir in regelmässigem Kontakt mit dem EssentialTech Centre der EPFL.

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