Berlin – Nachhaltigkeit mit Köpfchen

Die Umsetzung der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung steht für die Schweiz weit oben auf der Prioritätenliste. So auch für die Botschaft in Berlin. Sie hat deshalb Vera Zotter als Nachhaltigkeitsreferentin ins Team geholt, um das Thema botschaftsintern und auch im Dialog mit dem Gastland noch stärker in den Fokus zu rücken. Wir haben uns mit ihr über Klimafussabdrücke, grüne Holzkühe und ihre Arbeit unterhalten.

Das Botschaftsgebäude in Berlin inmitten des Berliner Regierungsviertels
Das Botschaftsgebäude in Berlin inmitten des Berliner Regierungsviertels © Rainer Sohlbank, Bundesamt für Bauten und Logistik

Vera Zotter war die letzten eineinhalb Jahre als Nachhaltigkeitsreferentin bei der Schweizerischen Botschaft in Berlin tätig, wo sie in Zusammenarbeit mit dem ganzen Vertretungsnetz der Schweiz in Deutschland Aktivitäten zum Thema umsetzte.

Vera, was machst du genau als Nachhaltigkeitsreferentin in Berlin?

Ich bin verantwortlich für das Thema Nachhaltigkeit und organisiere Projekte, welche entweder auf Veränderungen im Vertretungsnetz abzielen oder den Dialog mit Deutschland zum Thema anregen. Ich plane thematische Veranstaltungen wie beispielsweise zur Kreislaufwirtschaft oder nachhaltigen Lieferketten und organisiere Austauschformate mit externen Partnern. So führen unsere Generalkonsulate u.a. verschiedene Städtedialoge zwischen Schweizer und deutschen Städten zu den Themen Nachhaltigkeit und der Anpassung der Städte an den Klimawandel durch. Schliesslich befasse ich mich auch mit der Berechnung des ökologischen Fussabdrucks unserer Vertretung in Deutschland. Über unser Engagement berichte ich auf LinkedIn und anderen Plattformen.

Warum ist das Thema Nachhaltigkeit für die Botschaft in Berlin so wichtig, dass sie dafür eine eigene Nachhaltigkeitsreferentin engagiert hat?

Das Thema Nachhaltigkeit ist in der Aussenpolitischen Strategie 2020–2023 sowie in der Strategie Landeskommunikation 2021–2024 verankert. Präsenz Schweiz und die Botschaft in Berlin haben sich deshalb entschieden, diesem Thema mehr Gewicht zu geben. Im Nachgang zum Pop-up House of Switzerland in Stuttgart, einem temporären Pavillon von Präsenz Schweiz, der unter anderem auch einen Nachhaltigkeitsfokus hatte, sollte deutschlandweit mehr dazu gemacht werden – dafür hat man mich rekrutiert.

Die Berliner Botschaft berechnet ihren ökologischen Fussabdruck – warum und wie macht ihr das?

Wir berechnen nicht nur den Fussabdruck der Botschaft in Berlin, sondern des ganzen Vertretungsnetzes der Schweiz in Deutschland. Das heisst, auch die Generalkonsulate in München, Frankfurt, und Stuttgart sowie der Swiss Business Hub sind mit dabei. Wir wollen eine datenbasierte Reduktion der Emissionen erreichen und dort ansetzen, wo wir am meisten erreichen können. Das bedeutet, dass wir eine Analyse des Ist-Zustands machen und uns danach gezielte Reduktionsziele setzen. 

Die grün gefleckte Holzkuh Green Lilly, das Maskottchen für Nachhaltigkeit im deutschen Vertretungsnetz, ist ein fester Teil des Teams in Berlin.
Das Wirtschaftsteam der Berliner Botschaft mit Green Lilly © Vera Zotter

Spannend! Und wie berechnet ihr das genau?

Wir arbeiten dafür mit der Schweizer Stiftung myclimate zusammen. Die Botschaft stellt die Daten zur Verfügung, myclimate berechnet unsere Emissionen und erarbeitet für uns einen Massnahmenkatalog für die Reduktion der Emissionen.

Welche Herausforderungen stellen sich dabei?

Der ganze Prozess ist aufwändig, denn es ist schwierig, alle Daten zu sammeln. Wir liefern Daten zu Heizung und Kühlung, Arbeitswegen und Dienstreisen, Transporten, elektronischen Geräten, dem Verbrauch von Büromaterialien wie Papier und Toner, Informationen zur Verpflegung an Veranstaltungen und Geschäftsessen sowie dem Abfall- und Recyclingmanagement. Da gibt es eine Menge zu tun!

Was macht die Schweizerische Botschaft schon gut und wo siehst du noch Potential?

Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kommen mit dem Fahrrad zur Arbeit und wir nehmen am Stadtradeln, einer «Bike to work» Challenge, teil. Dies trägt nebst dem positiven Effekt auf die Umwelt auch zur Gesundheit und dem Wohlbefinden der Mitarbeitenden bei. Bei Veranstaltungen und Geschäftsessen setzen wir auf eine regionale und saisonale Küche und unser Koch achtet auf den Einsatz biologischer Produkte. Was wir bei Anlässen noch steigern möchten, ist der Anteil an vegetarischen Mahlzeiten.

Innerhalb von eineinhalb Jahren soll zudem eine Photovoltaikanlage auf dem Dach montiert werden, die uns mit Strom und Wärme versorgen wird. Gleichzeitig könnten wir alle gemeinsam noch besser darauf achten, Lichter zu löschen und die Fenster zu schliessen, wenn die Heizung oder Klimaanlage läuft. So kann eine Verschwendung von Energie vermieden werden. Während wir bereits fleissig radeln, gibt es bei der Reduktion der Flugreisen sicherlich noch Luft nach oben. 

Die Miniaturversionen der Green Lilly fühlen sich in den grünen Wiesen Berlins wohl.
Die kleinen Versionen der Green Lilly schnuppern Berliner Stadtluft. © Vera Zotter

Tauscht ihr euch mit anderen Vertretungen aus?

Auf jeden Fall! Wir bauen einerseits gerade eine Arbeitsgruppe mit anderen Schweizer Botschaften weltweit auf und tauschen uns andererseits auch mit Botschaften anderer Länder in Berlin aus. Ziel dieser Dialoge ist, sich über bewährte Praktiken zu informieren und Erfahrungen und Empfehlungen weiterzugeben.

Auch innerhalb des Schweizer Vertretungsnetzes in Deutschland versuchen wir, die Mitarbeitenden für das Thema Nachhaltigkeit zu sensibilisieren. So haben wir bei informell gehaltenen Mittagessen die Themen Diversität und Gleichberechtigung am Arbeitsplatz sowie die Strategie Nachhaltige Entwicklung 2030 des Bundesrats aufgegriffen. Auch haben wir Ende Jahr begonnen, sogenannte Lunch-Roulettes durchzuführen: dazu treffen sich zufällig zusammengewürfelte Gruppen von etwa 5 Mitarbeiter/-innen zu einem gemeinsamen Mittagessen, die beruflich sonst vielleicht nicht oft aufeinandertreffen. Dieses Projekt soll helfen, die Hierarchien zu durchbrechen und für mehr Inklusion zu sorgen. Denn auch die soziale Dimension von Nachhaltigkeit ist von grosser Wichtigkeit.

Wie könnte dich das EDA oder die Bundesverwaltung noch besser in deiner Arbeit unterstützen? Welche Tools wären nützlich für euch?

Es wäre eine grosse Unterstützung, wenn wir einen besseren Austausch von Erfahrungen und bewährten Praktiken zum Thema Nachhaltigkeit mit anderen Stellen innerhalb und ausserhalb der Bundesverwaltung pflegen könnten. Mehr fachliche Begleitung und bessere Kommunikation würde uns helfen, die Bedeutung der Nachhaltigkeit in unserer Arbeit noch mehr hervorzuheben und somit einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung der Agenda 2030 zu leisten.

Und wer ist eigentlich Green Lilly?

Die Holzkuh #GreenLilly ist unser Maskottchen für die innovative und nachhaltige Schweiz und begleitet die Nachhaltigkeitsaktivitäten des Vertretungsnetzes in Deutschland. Aufgewachsen ist sie am Brienzersee in der Schweiz, und hat dann nach einem Zwischenhalt im Pop-up House in Stuttgart die Reise nach Berlin, selbstverständlich mit dem Zug, auf sich genommen. Hier hat sie ihre grünen Flecken bekommen. Sie erzählt in ihrem Tagebuch in den sozialen Medien und in unserem Newsletter regelmässig von unseren Aktivitäten und berichtet über den Stand der Arbeiten zur Berechnung des ökologischen Fussabdrucks. Vielleicht reist Lilly ja bald auch zu anderen Schweizer Vertretungen in der Welt?

Vielen Dank Vera!

Letzte Aktualisierung 01.02.2023

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