8. März: «Es darf kein Thema sein, wer welches Geschlecht hat»

Der Weltfrauentag erinnert an die Herausforderungen, die bezüglich der Rechte der Frau und dem Weltfrieden nach wie vor bestehen. Sich dafür einzusetzen, ist eine Daueraufgabe, sagt Bundesrat Ignazio Cassis. Die Schweiz fördert deshalb die Stellung der Frau mit Projekten in verschiedenen Ländern und engagiert sich auf multilateraler Ebene. Eine gute Note gibt Bundesrat Cassis dem EDA, in dem 52% der Angestellten Frauen sind: Das EDA als Vorbild für die Verwirklichung der rechtlichen Geschlechtergleichheit.

08.03.2020
EDA
Bundesrat Ignazio Cassis spricht mit dem Personal der konsularischen Sektion der Botschaft in Paris.

Bundesrat Ignazio Cassis spricht mit dem Personal der konsularischen Sektion der Botschaft in Paris. © EDA

Herr Bundesrat, wie wichtig ist in Ihren Augen der Internationale Tag für die Rechte der Frau und den Weltfrieden, der jedes Jahr am 8. März gefeiert wird?

Die Stärkung der Rechte der Frauen und der Einsatz für den Weltfrieden sind auch für die Schweiz wichtige Ziele. Die rechtliche und tatsächliche Gleichstellung von Frau und Mann ist im Artikel 8 unserer Bundesverfassung, während Sicherheit und Frieden sogar im Zweckartikel 2 festgehalten werden, womit sie eine «raison d’être» des Bundes sind. Die Rechtsgleichheit ist zentral für den sozialen Zusammenhalt und den Wohlstand – ebenfalls zwei Grundsätze des Bundes.

 

Welche Rolle spielen diese zwei Ziele in der Aussenpolitik?

Sie sind omnipräsent. Dank dem Weltfrauentag, den die UNO vor 45 Jahren ins Leben gerufen hat, wird jeweils am 8. März daran erinnert, dass es bei den Rechten der Frauen und für die Sicherung des Weltfriedens noch einiges zu tun gibt. Dieses Thema ist somit eine Daueraufgabe für den Gesamtbundesrat, der für die Aussenpolitik zuständig ist.

 

Wie kommen Sie im EDA dieser Aufgabe konkret nach?

Auf verschiedenen Ebenen – und zwar dort, wo wir konkrete Wirkung entfalten können. Das beginnt in meinem Departement und reicht über die Arbeit im multilateralen Bereich bis zu den Projekten der Internationalen Zusammenarbeit, wo Menschenrechte und Friedensförderung wesentlich sind.

 

Beginnen wir beim EDA!

Hier gilt für mich das Motto «Keine Diskriminierung am Arbeitsplatz». Es darf im EDA – bezüglich der Qualität der Arbeit und der Leistungsanerkennung kein Thema sein, wer welches Geschlecht, welche Sprache, welche sexuelle Ausrichtung, welche Herkunft, welche Religion, welche Lebensform hat oder noch andere Aspekte. Das EDA soll als Arbeitgeber für die besten Frauen und Männer attraktiv sein.

 

Wie können Sie die Frauen hier speziell fördern?

Indem das oben Gesagte auch wirklich gelebt wird. Seit mehr als zehn Jahren verfolgt das EDA das Ziel, gleich viele Frauen wie Männer zu beschäftigen, besonders in Führungs- und Kaderpositionen. Da bin ich sehr achtsam. Die langjährige Förderung der Chancengleichheit hat bereits Früchte getragen: Von den Angestellten des EDA waren 2019 im Durchschnitt 50,2% bzw. Ende Jahr 52%, also eine Mehrheit, Frauen; und im mittleren und oberen Kader liegt heute der Frauenanteil bei 46%, im Topkader bei 26%. Wir sind auf einem guten Weg!

Wenn die neue DEZA-Direktorin Patricia Danzi im kommenden Mai ihre Stelle antritt, werden vier der sieben Direktionen des Departements von Frauen geleitet, drei von Männern. Das ist ein klarer Beweis dafür, dass bei uns die Kompetenzen für eine Stelle im Vordergrund stehen, nicht etwa das Geschlecht.

 

Wie setzt sich das EDA ausserhalb seines Betriebs für die Rechtsgleichheit von Mann und Frau ein?

Das EDA bewegt sich im Ausland entlang der Aussenpolitischen Strategie 2020-23 des Bundesrates und den untergeordneten thematischen (IZA, Gaststaat, Landeskommunikation) und geographischen Strategien. Dabei stimmen wir unsere konkreten Positionen mit den anderen Departementen ab, wie zum Beispiel mit dem EDI, dem das Eidgenössische Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann angegliedert ist.

Auf multilateraler Ebene unterstützen wir Organisationen wie UNWomen und setzen uns in den relevanten Gremien wie der CSW (Commission on the Status of Woment) für unsere Prioritäten ein.

 

Was macht das EDA für die Frauen im Rahmen der Armutsbekämpfung (IZA-Strategie)?

Wir unterstützen in vielen Ländern Projekte, welche die wirtschaftliche Stellung der Frau stärken. Wer eine Ausbildung und eine Arbeitsstelle hat, wird unabhängiger – auch von traditionellen Rollenvorstellungen. Deshalb fördern wir den gleichberechtigten Zugang von Frauen zum Arbeitsmarkt. Oder wir helfen, dass Frauen leichter Mikrokredite erhalten. Dies stärkt ihre Position namentlich in ländlichen Ökonomien. Dort spielen Frauen oft eine zentrale Rolle in der Landwirtschaft und der Ernährungssicherheit.

 

Der internationale Tag gilt auch dem Weltfrieden. Dient das Engagement des EDA für die Stellung der Frau auch diesem Ziel?

Ja. Die fehlende Gleichberechtigung von Mann und Frau ist tatsächlich ein Hindernis für die Armutsbekämpfung, für die nachhaltige Entwicklung und somit für den Weltfrieden. Fördern wir hingegen die Gleichstellung der Geschlechter, vor allem in Familie, Ausbildung und Arbeit, dann fördern wir ökonomisches Wachstum und tragen zu Stabilität und Sicherheit der Welt und der Schweiz bei. Beides sind wichtige Bausteine für den Frieden.

 

Was tut das EDA hier konkret?

Mit ihrem vierten nationalen Aktionsplan zur Umsetzung der Resolution 1325 des UNO-Sicherheitsrats zu Frauen, Frieden und Sicherheit erfüllt die Schweiz eine wichtige Anforderung. In den Entwicklungsländern unterstützen wir die stärkere Einbindung der Frauen in die Politik, vor allem auf lokaler Ebene und in der Verwaltung öffentlicher Gelder. Wir setzen uns ein für den Schutz der Frauen vor Gewalt und sexueller Ausbeutung, speziell bei Konflikten, und fördern ihre Beteiligung an friedensfördernden Massnahmen.

 

Welche Rolle kommt den Männern zu, wenn es um die Rechte der Frauen geht?

Ohne Männer geht es nicht! Ohne Gleichberechtigung von Mann und Frau können die Rechte der Frauen nicht gelebt werden. Mann und Frau sind unterschiedliche Wesen: Diese Diversität ist ein Reichtum. Vor dem Gesetz müssen sie aber gleichberechtigt sein. Das ist die Basis unserer heutigen Demokratie und ist mir auch persönlich wichtig, als Mann und als Vorsteher des EDA. Denn das EDA soll hier eine Vorbildrolle einnehmen.


 Porträts von 8 Frauen und Männern aus dem Umfeld des EDA, die sich für die Frauenrechte einsetzen. © EDA

8. März: 8 Frauen und Männer im Einsatz für die Frauenrechte

Umfeld des EDA zeigen die Vielfältigkeit des weltweiten Engagements der Schweiz.

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