Zusammenarbeit mit Privatwirtschaft stärkt die Internationale Zusammenarbeit

Eines der zentralen Ziele der internationalen Zusammenarbeit (IZA) ist die Armutsreduktion. Um dies zu erreichen und in den betroffenen Ländern nachhaltig Wirkung erzielen zu können, sind Partnerschaften mit Vertretern aus der Privatwirtschaft unabdingbar. Die Innovationskraft und die Fachkenntnisse, aber auch die Vertriebskanäle und die Investitionsmöglichkeiten des Privatsektors sind deshalb zur Umsetzung der IZA unverzichtbar.

Mehrere Personen stehen an einem Brunnen und schöpfen mit einer Schale sauberes Wasser.

Sauberes Wasser als Grundlage der Entwicklungszusammenarbeit: Um die Ziele der IZA zu erreichen, setzt die Schweiz auch auf die Privatwirtschaft. © Keystone

Als Teil der internationalen Gemeinschaft unterstützt die Schweiz die Agenda 2030 der Vereinten Nationen mit ihren 17 Entwicklungszielen. Um diese Ziele zu erreichen, müssen sämtliche entwicklungsrelevanten Akteure frühzeitig in den Prozess der internationalen Entwicklungszusammenarbeit einbezogen werden. Der Bund setzt bei der Umsetzung der internationalen Zusammenarbeit (IZA) deshalb auch auf das Wissen anderer Akteuren – dazu gehören multilaterale Organisationen, privaten Firmen oder Stiftungen, Nichtregierungsorganisationen, Universitäten und Forschungseinrichtungen. Auch das ist eine Stärke der Schweiz.

Zusätzliche Ressourcen und Fachwissen dank Privatwirtschaft

Durch die Einbindung von Wirtschaftsvertretern können zusätzliche finanzielle Ressourcen freigesetzt werden. Zugleich profitiert die internationale Gemeinschaft von einem umfangreichen Fachwissen und viel praktischer Erfahrung. Der Privatsektor ist zudem der wichtigste Arbeitgeber; ohne ihn ist die Überwindung der Armut nicht zu schaffen. Die Schweiz engagiert sich darum für stabile wirtschaftliche Rahmenbedingungen, ein günstiges Investitionsklima sowie eine Grund- und Berufsbildung, die junge Menschen fit macht für den Arbeitsmarkt. Oft sind auch NGO als Partner an den Projekten beteiligt, die die DEZA mit dem Privatsektor umsetzt. Seit vielen Jahren entwickeln NGO auch direkt Partnerschaften mit Vertretern des Privatsektors oder der Wissenschaft.

Klare Bedingungen für die Privatwirtschaft

Die Zusammenarbeit der DEZA mit dem Privatsektor ist an sehr strikte Bedingungen geknüpft:

  • Soziale, ökologische und Gouvernanz-Standards müssen eingehalten werden
  • Ohne öffentliche Mittel hätte der private Akteur nicht, beziehungsweise weniger sozial oder ökologisch nachhaltig investiert
  • Es kommt zu keiner Verzerrung der Märkte

Die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) verfolgt diesen sektorübergreifenden Ansatz bereits seit mehreren Jahren. 2016 hat die DEZA eine Standortbestimmung durchgeführt, ihre damaligen Partnerschaften mit dem Privatsektor analysiert und daraus verschiedene Schlussfolgerungen gezogen. Diese betreffen unter anderem die Notwendigkeit der gemeinsamen Projektentwicklung, die Schulung der Mitarbeitenden über die spezifischen Anforderungen von Partnerschaftsprojekten und die Möglichkeit, eine gewisse Flexibilität in den geografischen Umsetzungsmodalitäten der Projekte mit Akteuren des Privatsektors zu prüfen. Diese Schlussfolgerungen werden nun schrittweise umgesetzt.

Schweizer Know-how im Wassermanagement

Auch im Bereich Wasser setzt die DEZA auf Partnerschaften mit dem Privatsektor, zum Beispiel mit Nestlé. Im Rahmen eines auf drei Jahre angelegten Memorandum of Understanding haben sich 2017 das EDA unter der Leitung des damaligen Vorstehers Didier Burkhalter und der Nahrungsmittelkonzern auf verschiedene Ziele geeinigt:

  • Zugang zu sauberem Trinkwasser für alle Menschen
  • Verfügbarkeit aus sauberem Wasser für die Nahrungsmittelproduktion
  • Befähigung von Politik- und Wirtschaftsvertretern in den betroffenen Regionen im Umgang mit Wasser und Wassermanagement
  • Förderung eines Wissensmanagements rund um das Thema Wasser, sowie eines internationalen fachlichen und praktischen Austauschs

Memorandum of Understanding

Seitens der DEZA wurde das Memorandum of Understanding im August 2017 vom damaligen Direktor Manuel Sager und dem Chef des «Kompetenzzentrums Engagement mit dem Privatsektor», Reto Grüninger, unterzeichnet, seitens Nestlé von Mark Schneider, Chief Executive Officer und von Christian Frutiger, damaliger Global Head of Public Affairs. Seit dem 1.10.2019 ist Christian Frutiger Chef des DEZA-Bereichs «Globale Zusammenarbeit» und damit einer von vier Vizedirektorinnen/Vizedirektoren der DEZA. Christian Frutiger ist in seiner Funktion als Leiter der «Globalen Zusammenarbeit» bei der DEZA nicht für die Zusammenarbeit mit dem Privatsektor zuständig. Das dafür zuständige «Kompetenzzentrum Engagement mit dem Privatsektor» (KEP) ist Teil des Direktionsbereichs «Südzusammenarbeit».

Memorandum of Understanding (PDF, 7 Seiten, 203.7 kB, Englisch)

Die DEZA setzt folgende Projekte in Partnerschaft mit Nestlé um

  • SuizAgua, Peru (01.10.2016 – 31.12.2020): Mit diesem Projekt will die Schweiz zu einem besseren Wasserressourcenmanagement beitragen. Der «Corporate Water Footprint» animiert private Unternehmen, Wasser bei der Produktion von Gütern und Dienstleistungen nachhaltig zu nutzen und zu bewirtschaften. Die Zivilgesellschaft wird durch Kampagnen zur Verhaltensänderung sensibilisiert. Budget DEZA: 1'990’000 CHF

  • More Coffee, Less Water, Vietnam (01.05.2014 – 30.03.2020, abgeschlossen am 31.12.2019): Die intensivierte Kaffeeproduktion in Vietnam, dem zweitgrössten Kaffeeproduzenten der Welt, hat aufgrund von Überbewässerung und Wassermissmanagement zu saisonaler Wasserknappheit geführt. Da der Klimawandel wahrscheinlich die Trockenzeit in Vietnam verlängern wird, könnte die Wasserknappheit aufgrund der langfristigen negativen Auswirkungen auf die Kaffeeproduktivität letztendlich Millionen von Menschen betreffen. Auf der Grundlage früherer Studien durch drei Forschungsinstitute haben die DEZA und Nestlé das Wassermanagement auf die Tagesordnung des vietnamesischen Kaffeesektors gesetzt, um durch eine rationelle Planung der Wassernutzung eine nachhaltige Kaffeeversorgung zu gewährleisten. Während die DEZA mit den vietnamesischen Behörden zusammenarbeitet, um ein günstiges rechtliches Umfeld zu fördern, unterstützt Nestlé über 12'000 lokale Kaffeebauern bei der Optimierung der Wassernutzung und der Erzielung höherer Einkommen. Das Projekt zeigt, dass Wassereinsparungen für die Kleinbauern sowohl nachhaltig als auch profitabel sind. Die DEZA hat ca. 1.4 Millionen CHF in das Projekt investiert, Nestlé etwas mehr. Budget DEZA: 1'410'000 CHF

  • Advancing Sustainable Agriculture, Ukraine (01.10.2019 – 31.03.2022): Übergeordnetes Ziel des Projektes ist es, das Leben der Bauernfamilien in der Ukraine zu verbessern, indem das Know-how gesteigert wird, um die Leistungsfähigkeit der lokalen Bauernbetriebe zu fördern. Budget DEZA: 345’000 CHF

  • Formación técnica profesional (Förderung der Berufsbildung), Bolivien (01.05.2017 – 30.06.2022): In Zusammenarbeit mit Nestlé zielt das Projekt darauf ab, Armut und Ungleichheit zu verringern, indem es den Zugang zum Arbeitsmarkt in Bolivien verbessert. Das Projekt bezweckt, berufliche Fähigkeiten zu stärken und Kompetenzen zu zertifizieren, die Qualität der Ausbildungszentren zu fördern und die gemeinsame Verantwortung von öffentlichen und privaten Akteuren zu stärken. DEZA Budget: 18'000’000 CHF

Sektorübergreifender Dialog bringt neue Ansätze

Das Beispiel Wasser unterstreicht, wie wichtig die internationale Zusammenarbeit ist. Es zeigt auch, welche Chancen der frühe Einbezug des Privatsektors bietet. «Heute erwartet die Öffentlichkeit von privaten Unternehmen, dass sie ihren Teil zum Wandel beitragen und verantwortungsvoll handeln. Dabei werden die finanziellen Ressourcen und die Innovationskraft von Unternehmen vermehrt als Chance verstanden, den Privatsektor in seiner Vielfalt zur Lösung der globalen Herausforderungen unserer Zeit miteinzubinden», erklärt DEZA-Vizedirektor Thomas Gass.

Die Zusammenarbeit selbst läuft jeweils über Dritt- und Multipartnerorganisationen wie NGO und Forschungsinstitute. Die DEZA unterstützt also die Projektpartner, nicht direkt die Vertreter aus der Privatwirtschaft.

Durch diese Partnerschaften können neue Produkte, Dienstleistungen, Technologien aber auch innovative Unternehmens- und Finanzierungsmodelle resultieren, die am Ende den am stärksten gefährdeten und betroffenen Bevölkerungsgruppen zugutekommen. Ziel und Zweck der gemeinsamen Anstrengungen bleiben damit stets die Erreichung der nachhaltigen Entwicklungsziele und eine wirkungsvolle internationale Zusammenarbeit.

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