Wie sieht die Welt in zehn Jahren aus? Das weiss heute niemand. Trotzdem ist es wichtig, sich heute schon Gedanken zu machen, welche Trends in Zukunft stärker werden könnten und welche Auswirkungen sie auf die Menschen und die Gesellschaft haben. Auch für das EDA gehört es zu einer verantwortungsvollen Aussenpolitik, die richtigen Fragen zu stellen, um rechtzeitig an den Rahmenbedingungen für eine zukunftsfähige Schweiz zu arbeiten. 

Die Schweiz in der Welt 2028

©EDA

Die «Aussenpolitische Vision Schweiz 2028» (AVIS28) ist ein wichtiger Schritt auf diesem Weg. Im Auftrag von Bundesrat Cassis stellte eine Arbeitsgruppe zwischen Oktober 2018 und März 2019 Überlegungen dazu an, wie sich die Schweiz für die Welt von morgen aussenpolitisch aufstellen soll. Der Bericht soll Impulse geben, um die Aussenpolitik auf die künftigen Herausforderungen und Chancen auszurichten. Es handelt sich um einen Bericht der Arbeitsgruppe, nicht des EDA. 

Der Bericht «Die Schweiz in der Welt 2028» analysiert die Treiber des Wandels und leitet aus einer mittelfristigen Perspektive Folgen für die Aussenpolitik ab. Er legt eine Vision in sechs Punkten dar, wie die Schweizer Aussenpolitik in zehn Jahren ausgestaltet sein soll.

 

Fokussiert, vernetzt, agil: Die Vision 2028 in Kürze

Die Aussenpolitik wird für den Wohlstand und die Sicherheit der Schweiz wichtiger. Die Schweiz ist eine Erfolgsgeschichte, aber sie wird diesen Erfolg bis ins Jahr 2028 unter veränderten internationalen Bedingungen fortschreiben müssen. Sie braucht Mut zum Wandel. Ihre Aussenpolitik muss fokussierter, vernetzter und agiler werden:

  • Die Schweiz muss ihre Aussenpolitik mehr als bisher aus einer definierten Position heraus betreiben. 
  • Als eigenständiges Land muss sie sich nach innen und aussen stärker vernetzen, um ihre Interessen und Werte zur Geltung zu bringen. Sie sollte ihre Aussenpolitik mit einem Whole-
    of-Switzerland-Ansatz gestalten und vermehrt im Verbund mit gleichgesinnten Staaten auf ihre Ziele hinarbeiten. 
  • Schliesslich muss die Schweiz ihre aussenpolitischen Instrumente darauf ausrichten, Herausforderungen und Chancen rollend antizipieren zu können, um rasch und flexibel zu agieren. Sie braucht die Kompetenzen und Ressourcen, um sich in der volatilen Welt von morgen Gehör zu verschaffen und das Umfeld in ihrem Sinne mitzugestalten.  

Konkret skizziert AVIS28 eine Sechs-Punkte-Vision als Rahmen zur Ausgestaltung einer zukünftigen Schweizer Aussenpolitik:

  1. Die Schweizer Aussenpolitik agiert 2028 strategisch und fokussiert auf der Basis klar definierter Interessen und ihrer Werte. Sie verfolgt thematische und regionale Prioritäten. Die Schweiz tritt nach aussen kohärent auf – auch gegenüber den Grossmächten. 
  2. Aussen- und Innenpolitik sind eng verschränkt. Die Aussenpolitik wird innenpolitisch breit getragen – auch weil ihre Prioritäten den Erwartungen der Bevölkerung entsprechen. Der Bundesrat gestaltet die Aussenpolitik unter enger Einbindung von Parlament und Kantonen und auf der Basis eines gemeinsamen Verständnisses der Verantwortlichkeiten. 
  3. Bürgerdienstleistungen sowie die enge Zusammenarbeit mit der Schweizer Wirtschaft sind anerkannte Stärken der Aussenpolitik. Aussen- und Handelspolitik funktionieren als homogenes Ganzes. Der Marktzugang für Schweizer Unternehmen hat hohe Priorität. Der Privatsektor wirkt bei den Zielen für nachhaltige Entwicklung als aktiver Partner des Bundes.
  4. In ihrem Engagement für eine friedlichere und stabile Welt setzt die Schweiz bewusst auf ihre inneren Stärken. Die Entwicklungszusammenarbeit ist fokussiert. Sie schafft Arbeitsplätze vor Ort, setzt auf innovative Lösungen zur Armutsbekämpfung und misst der Migrationsthematik strategische Bedeutung bei. Die humanitäre Hilfe setzt auf neue technologische Lösungen und ist entsprechend leistungsstark. Die Friedensförderung ist durch eine klare Strategie, politische Abstützung und überzeugende Angebotspakete profiliert. Die Schweiz ist in der Lage, rasch zu handeln, wenn sie für Gute Dienste angefragt wird. Sie stärkt die regelbasierte Ordnung durch erfolgreiche Initiativen und engagiert sich – offline wie online – für eine bessere Einhaltung des Völkerrechts und der Menschenrechte.
  5. Neue Technologien sind 2028 als Themenfeld der Aussenpolitik etabliert. Das Internationale Genf ist ein weltweit führender Gouvernanzstandort im Bereich der digitalen Transformation. Die Schweiz verfolgt ein klares inhaltliches Profil und bringt sich mit ihrer Tech-Diplomatie in die internationalen Policy-Debatten ein. Stakeholder aus Industrie und Wissenschaft sind feste Partner in diesem Prozess.
  6. Die Schweiz hat den bilateralen Weg konsolidiert und gestaltet Europa auch als EU-Nichtmitglied partnerschaftlich mit. Die institutionellen Fragen sind geregelt, der innenpolitische Europadiskurs ist selbstbewusst und strategisch. Die Schweiz versteht sich als geografisch und kulturell europäisches Land, dessen Interessenwahrung in der Welt bei Europa beginnt. Sie setzt sich für gemeinsame Lösungen zur Regelung der regionalen Zusammenarbeit ein. In den Politikbereichen, die auf europäischer Ebene durch die EU koordiniert werden, bringt sie sich über ihre Mitgestaltungsrechte wirksam ein.  

Die Arbeitsgruppe «Aussenpolitische Vision Schweiz 2028»

Die Arbeitsgruppe setzte sich aus ranghohen Funktionsträgern des EDA, dem Präsidenten der Konferenz der Kantonsregierungen sowie Experten aus der Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft zusammen. Die Experten wurde von Bundesrat Cassis ad personam ernannt, um die interne Sicht des EDA auf die Aussenpolitik durch ihre externe Perspektive auf die Welt und die Schweizer Aussenpolitik zu ergänzen. 

Mitglieder der Arbeitsgruppe AVIS28 waren:

  • Dr. Philipp Aerni, Direktor des Center for Corporate Responsibility and Sustainability at the University of Zurich
  • Pascale Baeriswyl, Staatssekretärin, Direktorin der Politischen Direktion, EDA
  • Dr. Roberto Balzaretti, Staatssekretär, Direktor der Direktion für europäische Angelegenheiten, EDA
  • Alenka Bonnard, Geschäftsleiterin und Co-Founder staatslabor
  • Dr. Manuel Sager, Botschafter, Direktor der DEZA, EDA
  • Dr. Markus Seiler, Generalsekretär EDA, Leiter der Arbeitsgruppe
  • Peter R. Voser, Verwaltungsratspräsident, ABB
  • Dr. Thomas Wellauer, Group Chief Operating Officer, Swiss Re
  • Benedikt Würth, Regierungsrat, Präsident der Konferenz der Kantonsregierungen

Sekretär: Dr. Daniel Möckli, Referent, Generalsekretariat EDA

Die Funktionsbezeichnungen beziehen sich auf den Zeitpunkt der Ernennung.

Gemäss dem Wunsch von Bundesrat Cassis konnten auch die Mitarbeitenden des EDA ihre Analysen, Konzepte und Ideen in die Arbeiten einbringen. Das EDA entwickelte hierfür verschiedene Sounding Board-Gefässe. Die Ergebnisse dieser Diskussionen und die Inputs wurden der Arbeitsgruppe zur Verfügung gestellt.

Letzte Aktualisierung 04.01.2023

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