Artikel, 09.10.2013

«Anerkennung der Rechte der Viehzüchter»

Im Niger ist der Viehzüchter Nomade. Durch die tiefgreifenden Veränderungen des Landes wird seine Arbeit immer schwieriger. Die DEZA unterstützt das Bodenrecht, ein Gesetzeswerk, das Konflikte in ländlichen Zonen vorbeugt oder regelt. Begegnung mit Fatima Sidikou, administrative Assistentin beim Ständigen Sekretariat für Bodenrecht, am Rand der DEZA-Jahreskonferenz.

Fatima Sidikou arbeitet in Niamey, der Hauptstadt des Niger. Sie stammt jedoch aus dem Norden des Landes und gehört der Ethnie der Peul an, die sich seit Jahrhunderten der Rinderzucht widmen.

Um sich für die Rechte der Viehzüchter einzusetzen, übernahm sie 2012 den Vorsitz der Viehzüchtervereinigung des Niger. Im Juni 2013 wurde sie zudem Verantwortliche für Administration und Finanzen beim Ständigen Sekretariat für Landrecht. Diese Institution wird von der Globalen Zusammenarbeit der DEZA unterstützt – und zwar über ein Programm der Afrikanischen Union, das den Produzentenorganisationen institutionelle Unterstützung gewährt.

Fatima Sidikou war an der DEZA-Jahreskonferenz vom 27. September 2013 in Lugano zu Gast – eine gute Gelegenheit, sie zu treffen und mehr über die Situation der Viehzüchter im Niger zu erfahren.

Was macht die nigrische Viehzucht, die auch Pastoralismus genannt wird, so besonders?
Weidewanderschaft zeichnet die Viehzucht aus. Der Hirte ist auch Nomade, zieht jedoch nicht planlos herum: Er meidet allzu feuchte Gebiete, wo Krankheiten lauern, und sucht stattdessen gutes Weideland. Im ländlichen Raum des Niger sind die Menschen traditionsgemäss Hirten. Es kommt vor, dass der Hirte seine Tätigkeit durch eine weitere Einnahmequelle ergänzt. Die Weidewirtschaft stellt einen lukrativen Sektor dar, wenn der Viehzüchter unter guten Voraussetzungen arbeiten kann. Er ist der zweitwichtigste Exportsektor des Landes.

Mit welchen Schwierigkeiten sind die nigrischen Viehzüchter heute konfrontiert?
Das grösste Problem ist sicherlich der Verlust von den seit Jahrhunderten im nördlichen Landesteil gelegenen Weidegebieten, die gesetzlich geschützt sind. Die sesshaften Bauern lassen sich immer häufiger dort nieder, weil ihr Land aufgrund des Bevölkerungswachstums knapp wird. Gleichzeitig sind die Viehzüchter gezwungen, wegen der alle drei bis vier Jahre wiederkehrenden Dürren in den Süden zu ziehen. Die unrechtmässige Landbesetzung wird nur in seltenen Fällen strafrechtlich verfolgt.

Was will das Bodenrechtsprojekt, das Sie administrativ leiten, erreichen?
Der Niger ist heute einem grossen internationalen Druck ausgesetzt, was Grund und Boden anbelangt. Zahlreiche Personen versuchen, staatliches Weideland zu verkaufen, dabei wird der Viehzüchter ins Abseits gedrängt. Häufig hat er Angst. Es ist daher wichtig, dass seine Rechte anerkannt werden. Aus diesem Grund unterstützt die DEZA das Bodenrecht, ein juristisches Regelwerk, das von den nigrischen Behörden vor rund zwanzig Jahren entworfen wurde. Das Bodenrecht gilt für den ländlichen und den urbanen Raum, dessen Aufteilung bis heute auf einer von den Vorfahren überlieferten mündlichen Kultur beruht. Mit dem Bodenrecht soll das ganze Land, das dem Staat gehört, inventarisiert und die dazu gehörenden Nutzungsrechte festgelegt werden. Es soll dazu beitragen, die Konflikte zwischen Nomaden und Sesshaften zu regeln.

PASEL-Projekt

Das von der DEZA 1998 lancierte Programm hat dazu beigetragen, Transit-Korridore von insgesamt 4000 Kilometern sowie zahlreiche Brunnen zu sanieren. Die Korridore ermöglichen es den Viehzüchtern, mit ihren Herden durch Ackerbaugebiete zu ziehen, ohne Schäden an den landwirtschaftlichen Kulturen anzurichten.
Projekt unter der Lupe

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Letzte Aktualisierung 13.01.2023

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