05.03.2017

Orateur: Pascale Baeriswyl

Sehr geehrte Mitglieder des National- und Ständerates
Liebe Vertreterinnen und Vertreter der kantonalen und kommunalen Behörden
Sehr geehrter Herr Stadtpräsident, Exzellenzen
Liebe Mitglieder des Orchesters
Sehr geehrte Damen und Herren

Heuer, im Jahr 2017, feiert die Schweiz 15 Jahre Mitgliedschaft in der Organisation der Vereinten Nationen.

Viele von Ihnen erinnern sich an diesen denkwürdigen Sonntag, den 3. März 2002, als die Initiative für den Beitritt der Schweiz zur UNO in einer historischen Abstimmung von Volk und Ständen angenommen wurde. Die hohe Stimmbeteiligung - 58% - zeigt, wie wichtig die Mitbestimmung für unsere Bevölkerung war.

In der Medienmitteilung des Bundesrats las man damals folgendes: "Das JA verpflichtet den Bundesrat dazu, jene Werte zu schützen und zu wahren, die die Schweiz zur Schweiz machen". Diese Verantwortung haben wir seither konsequent wahrgenommen. Und es ist wichtig, daran zu erinnern, dass sich genau diese Verantwortung aus dem Entscheid der Schweizer Bürgerinnen und Bürger ergibt: Die Schweiz ist das bisher einzige Land, welches der UNO durch einen direktdemokratischen Volksentscheid beigetreten ist.

Heute, 15 Jahre später, können wir folgendes feststellen: Mit der Abstimmung über den UNO-Beitritt ging weder die Schweiz unter, noch wurde die Neutralität abgeschafft, wie Gegner der Vorlage damals behaupteten. Während diesen Jahren konnten wir ganz im Gegenteil unsere Werte, Traditionen und Guten Dienste in die UNO einbringen. Die aktive Mitwirkung der Schweiz in der UNO – als Mitglied- und Gaststaat – ist zu einem wichtigen und wirksamen Instrument unserer Aussenpolitik geworden. Die Beschlüsse, die in den Bereichen Sicherheit und Frieden, nachhaltige Entwicklung, Menschenrechte oder Gesundheit im Rahmen der Uno gefällt werden, betreffen uns Schweizerinnen und Schweizer ganz direkt. So richten beispielsweise immer mehr Schweizer Firmen ihre Nachhaltigkeitspolitik an den seit letztem Jahr geltenden UNO-Zielen für nachhaltige Entwicklung [Sustainable Development Goals SDGs] aus, was dazu führt, dass wir künftig vermehrt Produkte konsumieren werden, die unter gerechteren und umweltschonenden Bedingungen produziert wurden.

Wir können unsere Anliegen nicht Kraft unseres politischen oder militärischen Gewichts durchsetzen, sondern müssen durch Kompetenz, Ideen und Argumente überzeugen. Unsere Grösse ist insofern ein Vorteil, als sie uns unverdächtig – wir haben ja keine versteckte Agenda – und als Partnerin attraktiv macht. Wir reden mit allen, überall und sind jederzeit frei, wechselnde Koalitionen einzugehen; wir werden als unabhängig und unideologisch wahrgenommen.

Meine Damen und Herren,

Der ehemalige UNO-Generalsekretär Ban Ki-Moon sagte einmal, dass die Organisation der Vereinten Nationen so vielfältig sei wie ein Schweizer Armeemesser. Auch die Vereinten Nationen seien polyvalent, zuverlässig und wirksam – und die Schweizer – und inzwischen immer mehr auch wir Schweizerinnen - sind ja geradezu Experten im Umgang mit unserem Sackmesser.

Die UNO verfolgt tatsächlich die gleichen Ziele wie jene, die in unserer Bundesverfassung festgeschrieben sind: Frieden und Sicherheit, Achtung der Menschenrechte, Linderung von Not und Armut und eine nachhaltige Entwicklung. Die Mitgliedschaft ist gleichzeitig ein Zeichen der Solidarität: Die Schweiz will in Zusammenarbeit mit anderen Staaten ihren konkreten Beitrag zur Lösung der zahlreichen globalen Probleme leisten. 

  • So wurde die Schweiz zum Beispiel vom Präsidenten der Generalversammlung zusammen mit Mexiko beauftragt, die Verhandlungen über die Modalitäten zum Abschluss eines "Globalen Abkommens für sichere, geordnete und reguläre Migration" zu führen. 

  • Die Schweiz tritt als Gastgeberin von wichtigen Friedensprozessen auf. Unter der Leitung der UNO wurden in Genf bsp. Gespräche zu Syrien oder zur Zypern-Frage weitergeführt. Die Schweiz stellte in diesem Zusammenhang Expertinnen und Experten zur Verfügung und leistete organisatorische Hilfe. 

  • Zum zehnjährigen Jubiläum des Menschenrechtsrats im Juni 2016 lancierte unser Land einen Appell, den sogenannten "Appell vom 13. Juni", in dem sie die UNO-Mitgliedsstaaten dazu aufruft, Konfliktprävention zu stärken. Diese Initiative wird inzwischen von 70 Mitgliedstaaten mitgetragen.  

  • Die Schweiz hatte sich in den Verhandlungen der sogenannten Agenda 2030 stark eingesetzt und die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung [SDGs] massgeblich mitgeprägt. Nun müssen wir zeigen, dass unser politisches Engagement an der UNO ernst gemeint ist und die Schweiz auch bei der Umsetzung der Agenda 2030 zu den Vorreiterinnen gehört. Wir engagieren uns deshalb national und international verstärkt für eine nachhaltige Wirtschaft, die neben Renditen für Unternehmen auch Gewinne für die Umwelt und die Menschen erzielt.  

Meine Damen und Herren,

Die Herausforderungen, mit denen die internationale Gemeinschaft konfrontiert ist, sind beträchtlich. Ein trauriges Beispiel dafür ist die Lage im Nahen Osten, die schwere Hungersnot in einigen Regionen Afrikas oder die Konflikte an den Toren Europas. Die Fragilität der Staaten, Volkswirtschaften und Gesellschaften erzeugt Radikalisierungsherde, die zu Terrorismus und bewaffneten Konflikten führen, die wiederum Opfer, Flüchtlinge und intern Vertriebene hervorbringen. Die Konsequenzen spüren wir alle. Angesichts dieser grossen Herausforderungen ist eine starke UNO notwendiger denn je.

Von den Herausforderungen zu sprechen, die auf die UNO und die internationale Gemeinschaft warten, bringt die Rede natürlich auf das Internationale Genf, mit seiner einzigartigen Konzentration von Akteurinnen und Akteuren. Die Entscheidungen, welche in Genf getroffen werden haben einen Einfluss auf die gesamte Weltbevölkerung. Ein Beispiel reicht: Durch weltweite Impfprogramme der in Genf basierten Weltgesundheitsorganisation kann jährlich der Tod oder die Behinderung von Millionen von Kindern verhindert werden.

Und ich könnte noch lange weiter erzählen….Aber keine Angst, ich werde der Musik nicht noch mehr Zeit stehlen.

Lassen Sie mich mit einem grossen Dank an die Stadt und den Kanton Bern, welche uns heute Abend hier empfangen, abschliessen.

Meine Damen und Herren,

Es ist unsere Aufgabe, die UNO mit Voraussicht und Entschlossenheit weiter zu begleiten. Ich bin der festen Überzeugung, dass die einzigen nachhaltigen Antworten auf die gegenwärtigen Herausforderungen solidarische und gemeinsame Lösungen sind. Der heutige Anlass gibt uns die willkommene Gelegenheit, dies erneut zu bekräftigen: Nirgends ist das harmonische Zusammenspiel so wichtig wie in einem Orchester, und das Orchester der Vereinten Nationen kreiert einen wunderbaren Klang.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und wünsche Ihnen ein wunderschönes Konzert.


Dernière mise à jour 29.01.2022

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