Entwicklungspolitisches Umfeld

Das Jahr 2015 hat gezeigt, wie eng soziale, wirtschaftliche und ökologische Aspekte weltweit verknüpft sind. Ein starkes Engagement für nachhaltige Entwicklung ist wichtig, um die Ursachen von Krisen und Armut zu bekämpfen.

Die Partnerländer der internationalen Zusammenarbeit der Schweiz sehen sich zusehends mit schwierigen Wirtschaftsbedingungen konfrontiert: Während sich die Weltwirtschaft in der ersten Jahreshälfte 2015 moderat positiv entwickelt hat, war das Wirtschaftswachstum in vielen Regionen geringer als erhofft. Sinkende Rohstoffpreise, geringere Kapitalströme in die Schwellen- und Entwicklungsländer sowie zunehmende Schwankungen an den Finanzmärkten trüben die weltweiten Wachstumsaussichten. Betroffen sind gerade auch die Entwicklungsländer.

2015 war auch von anhaltenden und neuen Krisen geprägt: Im fünften Jahr des syrischen Bürgerkriegs sind bei einer Gesamtbevölkerung von 18,2 Millionen rund 90% der Syrerinnen und Syrer von internationaler Hilfe abhängig. Im Jemen, wo die Lage in den vergangenen Monaten eskalierte, benötigen über 60% der Bevölkerung humanitäre Hilfe – 1,6 Millionen Jemeniten und Jemenitinnen leiden an akuter Unterernährung, davon rund 850‘000 Kinder. Nebst diesen medial präsenten humanitären Katastrophen, toben aber auch von den Medien oft vergessene Konflikte. So leiden beispielsweise die Bevölkerungen des Südsudan, des Sudan, der Demokratischen Republik Kongo und des Irak nach wie vor unter brutalster Gewalt.

Krisen zwingen Menschen zur Flucht

Uno- Generalsekretär Ban Ki-Moon steht am Rednerpult an der dritten UNO-Weltkonferenz zur Katastrophenvorsorge.
Uno-Generalsekretär Ban Ki-Moon spricht an der Jahreskonferenz der Schweiz. © EDA/DEZA

Die Auswirkungen politischer Krisen und humanitärer Katastrophen im Nahen Osten und auf dem afrikanischen Kontinent waren 2015 auch vermehrt in Europa spürbar. Es war eine historische Zahl Vertriebener und Hilfesuchender, die im vergangenen Jahr Schutz in europäischen Staaten suchte. Die Vereinten Nationen (UNO) beziffern die Zahl von Menschen auf der Flucht für 2015 auf rund 60 Millionen. Die Hauptlast der Flüchtlingsströme wird jedoch nicht von europäischen, sondern von den Herkunftsstaaten selbst und ihren Nachbarstaaten getragen.

Einmal aus ihrer Heimat geflohen, leiden Flüchtlinge in vielen Transitländern weiter. Denn oft fehlt es dort an Schutz und am Zugang zu lebenswichtiger Grundversorgung. Nebst akuter Nothilfe ist aber auch die Bekämpfung der Ursachen solch humanitärer Krisen notwendig. Langfristiges Ziel der internationalen und wirtschaftlichen Zusammenarbeit der Schweiz ist, , in den Herkunftsländern zu einem Umfeld beizutragen, das der Bevölkerung in ihrer Heimat Perspektiven eröffnet.

Prävention und Vorsorge spielen auch bei der Minderung der Risiken von Naturkatastrophen eine wichtige Rolle. 2015 wurde hierzu an der dritten UNO-Weltkonferenz zur Katastrophenvorsorge ein neues internationales Rahmenwerk unterzeichnet, an dem die Schweiz massgeblich beteiligt war. Das verheerende Erdbeben in Nepal hat abermals auf tragische Weise gezeigt, wie wichtig solche Bestrebungen sind. Denn nur durch vorausschauende Massnahmen kann das Risiko zukünftige humanitärer Notstände dieser Art minimiert und bewältigt werden.

Bundesrat Didier Burkhalter nimmt an UNO-Weltkonferenz in Sendai teil, Medienmitteilung, 09.03.2015
UNO-Weltkonferenz in Sendai (en)

Von den Millenniumsentwicklungszielen zur Agenda 2030

2015 zog die Staatengemeinschaft  Bilanz zu den Millenniumsentwicklungszielen. In vielen Bereichen wie z.B. im Bildungs- und Wasserbereich wurden erhebliche Fortschritte gemacht. Zudem ist der Anteil Menschen in Entwicklungsländern, die mit weniger als 1,25 US-Dollar pro Tag auskommen müssen, also als extrem arm gelten, zwischen 1990 und 2015 von 47% auf 14% gesunken. .

UN-Bericht 2014 Milleniumsentwicklungsziele

Die internationale Zusammenarbeit bleibt trotz dieser  Fortschritte gefordert: Im September des vergangenen Jahres wurde mit der Verabschiedung der Agenda 2030 ein wichtiger Markstein auf dem Weg hin zu globaler nachhaltiger Entwicklung gelegt. Kernstück sind die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung «Sustainable Development Goals, SDG». Nach einem dreijährigen, von der Schweiz massgeblich mitgeprägten Erarbeitungs- und Verhandlungsprozess, steht somit ein neuer umfassender Referenzrahmen für nachhaltige Entwicklung. Er berücksichtigt alle drei Dimensionen nachhaltiger Entwicklung – Wirtschaft, Soziales und Umwelt – und hat universelle Gültigkeit. Dies bedeutet, dass  alle Länder und deren staatliche, zivilgesellschaftliche und private Akteure zur Erreichung der Ziele beitragen.

Agenda 2030 für eine nachhaltige Entwicklung

Erfolg misst sich an der Umsetzung

Um die notwendigen Mittel zur Umsetzung der ambitionierten Agenda 2030 bereitzustellen, wurde Mitte Juli 2015 nach zahlreichen Verhandlungsrunden die dritte internationale Konferenz zur Entwicklungsfinanzierung in Addis Abeba abgehalten. Das dort verabschiedete Dokument, die «Addis Abeba Aktionsagenda», legt eine umfassende Finanzierungsgrundlage fest, die sowohl staatliche als auch private Akteure aller Länder in die Pflicht nimmt. 

Der Erfolg der Agenda 2030 wird sich an deren Umsetzung messen. Diese wird nur gelingen, wenn alle relevanten Akteure ihren Beitrag leisten. Nach 2015 steht für die internationale Zusammenarbeit der Schweiz mit der Verabschiedung der neuen Botschaft 2017-2020 bereits ein wichtiges Jahr bevor.

Botschaft über die internationale Zusammenarbeit der Schweiz 2017-2020