Myanmar

Myanmar befindet sich seit dem Militärputsch von 2021 in einer tiefen politischen, sozialen, wirtschaftlichen und humanitären Krise. Das Schweizer Kooperationsprogramm für Myanmar 2024–2027 kombiniert Instrumente der Entwicklungszusammenarbeit, der humanitären Hilfe, der Friedensförderung und der Menschenrechtsdiplomatie, um die komplexe Krise und die Bedürfnisse des Landes anzugehen. 

Karte von Myanmar
© EDA

Nach einem Jahrzehnt der politischen und wirtschaftlichen Öffnung hat der Militärputsch im Februar 2021 Myanmar in eine tiefe politische, soziale, wirtschaftliche und humanitäre Krise gestürzt. In mehreren Landesteilen führen bewaffnete Widerstandstruppen einen asymmetrischen Kampf gegen das Militär. Die eskalierende Gewalt verschärft die bestehenden Konflikte und hat katastrophale Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung. Im ganzen Land kommt es zu massiven Menschenrechtsverletzungen und umfangreichen Binnenvertreibungen. Die Haushaltseinkommen sind aufgrund der gestiegenen Arbeitslosigkeit, der Inflation und der Abwertung der Landeswährung erheblich gesunken. Die Stellung der Frauen auf dem Arbeitsmarkt wurde weiter geschwächt.

Seit dem Militärputsch hat sich die Armut landesweit mehr als verdoppelt. Die Ernährungsunsicherheit hat zugenommen – 2023 war etwa ein Viertel der Bevölkerung akut davon betroffen. Der Handlungsspielraum für die Zivilgesellschaft ist geschrumpft: Das Recht, sich friedlich zu versammeln, ist eingeschränkt, und den Oppositionsparteien und zivilgesellschaftlichen Organisationen werden rechtliche und operative Zwänge auferlegt. Die nicht nachhaltige und unkontrollierte Ausbeutung natürlicher Ressourcen und Ökosysteme trägt zunehmend zur Schädigung der Umwelt bei. Die Rohingya-Krise ist seit 2017 ungelöst. Mehr als eine Million Flüchtlinge leben in Lagern in Bangladesch und haben keine Aussicht auf eine sichere Rückkehr in den Bundesstaat Rakhine.

Schweizer Entwicklungszusammenarbeit

Die Humanitäre Hilfe der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) ist seit 1994 in Myanmar tätig. Nach dem Wirbelsturm Nargis im Jahr 2008 eröffnete die Schweiz in Myanmar ein Büro für humanitäre Hilfe und 2012 die Botschaft in Yangon. Das erste Kooperationsprogramm startete 2013. Trotz des Militärputsches von 2021 engagiert sich die Schweiz weiterhin für eine friedliche, demokratische, inklusive und prosperierende Gesellschaft. In Absprache mit anderen gleichgesinnten Ländern und im Einklang mit den Grundsätzen der UNO hat die Schweiz ihren Ansatz und ihre Partnerschaften angepasst, um sicherzustellen, dass die Militärregierung keine technische oder finanzielle Unterstützung erhält. Sie richtet ihr Engagement auf die Grundbedürfnisse der Bevölkerung und die Konfliktreduktion aus und verstärkt ihre Zusammenarbeit mit multilateralen Organisationen, Nichtregierungsorganisationen (NGO) und der lokalen Zivilgesellschaft.

Unterstützerin des Friedensprozesses

Myanmar liegt in Südostasien strategisch günstig, ist reich an Rohstoffen und hat ein grosses wirtschaftliches Potenzial. Die Schweiz will sowohl in Myanmar als auch in der gesamten Region einen Beitrag zur Entwicklung und Stabilität leisten. Sie ist weiterhin entschlossen, die Menschen in Myanmar zu unterstützen, die Auswirkungen der aktuellen Krise auf die Bevölkerung zu mindern, deren demokratischen Bestrebungen zu stärken und zu stützen und einen nachhaltigen und integrativen Frieden zu fördern, der allen zugutekommt.

Die Schweiz hält den Dialog mit allen Konfliktparteien (Regierung der Nationalen Einheit, Militärregime, bewaffnete ethnische Organisationen und andere Akteure) aufrecht, um sie in ihren Bemühungen zu unterstützen, ihre eigenen Prozesse und Wege zu einer gewaltfreien und integrativen Lösung zu entwickeln. Die Rolle der Schweiz wird von allen wichtigen Akteuren und der internationalen Gemeinschaft anerkannt und akzeptiert. Als Unterstützerin des Friedensprozesses seit 2011 und dank ihrer starken Stellung im Südosten hat die Schweiz einen privilegierten Zugang zu mehreren Akteuren. Sie gilt als glaubwürdig, zuverlässig und flexibel und unterstützt Myanmar langfristig. Und schliesslich ist die Schweiz bekannt für ihre humanitäre Tradition und ihr spezifisches thematisches Fachwissen, wie zum Beispiel Verhandlungsunterstützung, Föderalismus, lokale Gouvernanz, Berufsbildung und Gesundheit.

Das Schweizer Kooperationsprogramm

Das Schweizer Kooperationsprogramm kombiniert Instrumente der Entwicklungszusammenarbeit, der humanitären Hilfe, der Friedensförderung und der Menschenrechtsdiplomatie, um die komplexe Krise und die Bedürfnisse des Landes anzugehen. Die DEZA (Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe) führt in Myanmar sowohl bilaterale als auch multilaterale Projekte durch, darunter eine Direktaktion. Die Abteilung Frieden und Menschenrechte (AFM) unterstützt die Konflikttransformation, die Gewaltreduktion und die Friedensvermittlung. Das Portfolio wird durch regionale Projekte ergänzt, die hauptsächlich von den thematischen Sektionen des SECO und der DEZA durchgeführt werden (z. B. Wasser, Ernährungssicherheit, Migration und Flucht). Zu den wichtigsten Partnern der Schweiz gehören verschiedene UNO-Fonds und -Programme, das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK), schweizerische, lokale und internationale NGO, zivilgesellschaftliche Organisationen, ethnische Organisationen und der Privatsektor.

Das Budget

Das Budget für das Kooperationsprogramm beträgt 29,5 Millionen CHF pro Jahr, wovon 28 Millionen Franken für die DEZA (Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe), 1 Million CHF für die AFM und 0,5 Millionen Franken für das SECO (im Jahr 2024) bestimmt sind.

Ziele und Interventionen

Das übergeordnete Ziel des Schweizer Engagements in Myanmar ist es, zur Gestaltung einer demokratischeren, friedlichen und prosperierenden Gesellschaft beizutragen, die integrativ und widerstandsfähig ist. Die Schweiz wird dieses Ziel im Rahmen von drei Interventionsbereichen umsetzen (Portfolio-Outcomes): 

Gesamtziel Die Schweiz trägt zur Gestaltung einer demokratischeren, friedlichen und prosperierenden Gesellschaft bei, die integrativ und widerstandsfähig ist.

Portfolio-Outcomes

(1)
Frieden, Gewaltreduktion, Schutz der Zivilbevölkerung

(2)
Existenzsicherung und Ernährungs­sicherheit

(3)
Stärkung der Systeme und Zugang zu grundlegenden Dienstleis­tungen

Geografischer Schwerpunkt

Südosten (inkl. Süd-Shan) und Rakhine

Mehrere Partner/Programme haben eine landesweite Reichweite

Zielgruppen Gefährdete Männer und Frauen, insbesondere konfliktbetroffene Menschen und Gemeinschaften

Querschnitts-themen

Gouvernanz, Gender, Klimawandel und Katastrophenvorsorge 

Aktuelle Projekte

Objekt 1 – 12 von 19

Responsible Business Fund Plus (RBF+)

01.07.2024 - 30.06.2028

Myanmar’s post-coup conflict escalation and economic turmoil has led to financial and economic instability and destabilised the agrifood industry. Also, extreme weather and climate change further impact farmers and agricultural processors. The Responsible Business Fund Plus project aims to support agrifood businesses while reducing their environmental impact and thus deepening Switzerland's commitment to private sector engagement and an inclusive green economy.


Community-Based Social Cohesion Rakhine (CBSC)

01.07.2024 - 30.06.2026

In the fragile and conflict-affected context of Rakhine State, Switzerland aims to prevent violence and improve intercommunal relations between the Rohingya, Rakhine and other minority ethnic groups. It will achieve this by strengthening intercommunal institutions and facilitating community-based reconciliation and dialogue efforts in Rakhine State through community networks, civil society organization (CSOs) and local leaders.


Community-based Health Services and System Strengthening Support in Sagaing

01.05.2024 - 30.04.2027

Three years after the military coup in Myanmar, targeted attacks and scrutiny in the health sector by the military junta led to a partial or total lack of access to healthcare in various regions, particularly in the dry zone. Through this project, Switzerland aims to support locally-led and inclusive community-based health system in Sagaing to provide essential, emergency, quality primary health care services, while ensuring the transition to a new decentralized and inclusive health system.


Contribution to Livelihood and Food Security Fund (LIFT)

01.01.2024 - 31.12.2028

The military coup in February 2021 and the escalating violence and conflict increased poverty and food insecurity among vulnerable populations, and decreased livelihood opportunities and agricultural production. The LIFT Strategy 2024-2028 tackles Myanmar’s food security and poverty crisis and aims to strengthen the resilience and the livelihoods of poor and vulnerable groups to withstand climate and other shocks. Switzerland adds value through its extensive experience in steering multi-donor funds, thematic expertise and its nexus expertise. 


Myanmar - Access to Health Fund

01.01.2024 - 31.12.2028

Myanmar has seen very low levels of basic health services due to seven decades long conflict. The progresses achieved during the last civilian government were reversed by the military coup in 2021, leading to a nearly collapse of the national health system and an increase of humanitarian needs. Through the Access to Health Fund, Switzerland supports the provision of equitable and critical health services to vulnerable people in conflict-affected areas through the strengthening on ethnic and community health systems.


Contribution to the Trust Fund for the Independent Investigative Mechanism for Myanmar (IIMM)

01.01.2024 - 31.12.2026

By contributing to the Trust Fund of the IIMM for the second phase, Switzerland will continue to support the collection of evidence on international law abuses and crimes in Myanmar. This support will allow the Mechanism to strengthen accountability for human rights which is otherwise impossible from within the country and in support of eventual justice being delivered. This support fits and complements well the Swiss cooperation programme 2024-27. 


Strengthening Civil Society in Myanmar – Paung Ku

01.07.2023 - 30.06.2027

In Myanmar, civic space has considerably shrunk since the military coup. In the absence of a legitimate government, networks of independent civil society organisations (CSOs) are essential actors for basic service provision and promotion of democratic values and human rights. Showing commitment to localisation, Switzerland will enable local CSOs to further support vulnerable communities and to protect the foundations of a pluralistic and inclusive society.  


Myanmar - Strengthened self-reliance of displacement-affected communities in Shan, Rakhine and Kayah States (SSDC)

15.06.2023 - 14.06.2026

Myanmar’s prolonged civil war intensified by the military coup has displaced more than 1.8 million civilians and caused immense suffering. Local actors have been faster, more effective and generally better placed to respond to humanitarian and basic needs of displacement-affected communities. Switzerland will strengthen localization of aid by partnering with Meikswe, a multi-sectoral local NGO operating in the nexus, to increase protection and self-reliance of affected communities.


Myanmar - Joint Peace Fund (JPF)

01.06.2023 - 30.05.2027

The conflict in Myanmar is the world's longest ongoing civil war, having lasted more than seven decades. As there is no development without peace, Switzerland supports the Joint Peace Fund (JPF), a multi-donor fund, for joint action on the peace process launched in 2016. Following the military coup where levels of conflict have risen exponentially, the fund focuses on conflict transformation rather than peace and prepare stakeholders to engage in dialogue and negotiations.


Myanmar: Primary Health Care

01.05.2023 - 30.04.2026

The military coup in Myanmar has interrupted the progress towards Universal Health Coverage (UHC) and provoked a quasi-collapse of the public health system. Through the Primary Health Care project, Switzerland supports conflict-affected communities in Karen State by providing essential lifesaving healthcare and quality basic maternal and child health services through strengthening the ethnic health system and the community-based service provision.


Women and Girls First

01.05.2023 - 31.12.2026

In Myanmar, the pandemic and military coup have increased the risks for gender-based violence (GBV) and deep-rooted gender inequality. Through the Women and Girls First programme, Switzerland supports women, girls and young people to realise their sexual and reproductive health and rights (SRHR) and fulfil their potential. It does so by strengthening community-based and ethnic systems to be more responsive to needs related to GBV, SRHR and mental health.


VSDP - Vocational Skills Development Programme

01.04.2023 - 31.07.2028

COVID-19 and the military coup had a negative impact on the availability of jobs, economic resilience and access to training in Myanmar. This last phase of the VSDP project aims to provide an alternative for women and youth to get relevant training and (self-) employment while supporting micro-, small and medium-sized enterprises to improve their income, contribute to learning and create jobs. The project builds on Switzerland’s strategic position and experience in the vocational training sector.

Objekt 1 – 12 von 19