Gute Bildung – eine solide Basis für die Zukunft

Kinder in Ruanda arbeiten an Schulcomputern.
Die DEZA fördert Bildung und berücksichtigt dabei die sozialen und wirtschaftlichen Bedürfnisse der Partnerländer. © Sven Torfinn/Panos

Bildung ermöglicht es Menschen, ihre Lebensbedingungen und die der Gesellschaft als Ganzes zu verbessern. Aber nur wenn sie qualitativ hochwertig und allen zugänglich ist, kann sie langfristig dabei helfen, Armut zu bekämpfen und Konflikten vorzubeugen.

Niemals zuvor besuchten weltweit so viele Kinder die Schule. Laut UNESCO haben neun von zehn Kindern heute Zugang zu Grundschulbildung. Trotz dieser Fortschritte, die im Rahmen der Millenniumsentwicklungsziele und der globalen Kampagne «Bildung für alle» erreicht wurden, bleiben zahlreiche Herausforderungen weiterhin bestehen. Derzeit können schätzungsweise 250 Millionen Kinder nach vier Schuljahren nicht lesen, schreiben oder rechnen. 760 Millionen Erwachsene auf der Welt sind noch immer Analphabeten, zwei Drittel davon Frauen. In 14 Ländern Afrikas ist die Lage besonders dramatisch, wo über die Hälfte der erwachsenen Bevölkerung Analphabetinnen und Analphabeten sind.

Die Agenda 2030 setzt ehrgeizigere Ziele

Neue Perspektiven eröffneten sich 2015 mit der Annahme der neuen Agenda 2030. Ihr Ziel 4 ist der Bildung gewidmet und wird durch den Aktionsrahmen «Bildung 2030» der UNESCO ergänzt.  Dahinter steht die Absicht, allen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen Zugang zu einer allgemeinen und beruflichen Bildung zu ermöglichen, die ihren Bedürfnissen und ihrem Lebensumfeld entspricht. Die Schweiz hat sich nachdrücklich für diese neue Agenda eingesetzt. Ein besonderes Augenmerk setzt sie in ihrer Arbeit auf die am meisten ausgegrenzten und am stärksten benachteiligten Bevölkerungsgruppen wie Mädchen, Frauen und Minderheiten.

Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung

 Aktionsrahmen Bildung 2030, Schweizerische UNESCO-Kommission

Für qualitativ hochstehende Bildung in Afghanistan

In Afghanistan wurden seit 2001 mehr als 9 Millionen Schüler, davon 40% Mädchen, eingeschult oder haben ihre Schulbildung wieder aufgenommen. Diese Zahlen sind erfreulich, wenn man bedenkt, dass der Schulbesuch für Mädchen noch 2001 quasi unmöglich war. Und trotzdem: Auch wenn dieses Wachstum zahlenmässig beeindruckend ist, weist die Qualität der Bildung noch immer erhebliche Mängel auf. Unzureichend ausgebildete Lehrkräfte, Verwendung ungeeigneter oder veralteter Unterrichtsmethoden und -materialien sowie ein schwaches Bildungsministerium verhindern mehrheitlich Verbesserungen im Schulwesen.

Die DEZA fördert in Afghanistan zwei Projekte, die zur Steigerung der Bildungsqualität beitragen: ein Projekt der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), die auf nationaler Ebene handelt, und ein Projekt der Aga-Khan-Stiftung, die auf kommunaler Ebene aktiv ist. Zudem wirkt sie in Zusammenarbeit mit der Direktion für Lehrerinnen- und Lehrerausbildung des afghanischen Bildungsministeriums auf eine bessere Geschlechtergleichstellung im nationalen Bildungswesen hin. Die Zahl der nicht eingeschulten Mädchen in Afghanistan ist mit 60% nämlich noch immer hoch. Dies erklärt sich dadurch, dass Mädchen mit dem Beginn der Pubertät häufig aus der Schule genommen werden, insbesondere wenn es an weiblichen Lehrkräften mangelt. 40% der 30 000 Lehrkräfte, denen die Unterstützung der Schweiz zugutekommt, sind deshalb Frauen.

 Projekt der Aga-Khan-Stiftung

Für die Schweiz hat die Verbesserung der Bildungssysteme als Garant für die Bildungsqualität einen hohen Stellenwert. Die DEZA unterstützt ihre Partnerländer bei der Gestaltung und Umsetzung ihrer nationalen Bildungspolitik. Sie leistet einen beträchtlichen Beitrag an Global Partnership for Education (GPE), ein wichtiger Bildungspartner der Schweiz.

Global Partnership for Education (en)

Bildungszugang auch für Kinderflüchtlinge und ausgegrenzte Gemeinschaften

Nebst der Qualität der Bildung ist auch der Zugang zu Bildung eine Priorität der Schweizer internationalen Zusammenarbeit. Seit dem Ausbruch der Syrienkrise haben mehr als 250‘000 Kinder im Schulalter, die durch den Konflikt jäh aus ihrem Alltag gerissen wurden, Zuflucht in Jordanien gefunden. Die Eingliederung der syrischen Kinder in das Bildungssystem ist für Jordanien zugleich Priorität und Herausforderung. Die DEZA unterstützt das jordanische Bildungsministerium deshalb bei der raschen Einschulung der Kinderflüchtlinge: Zahlreiche Schulen wurden saniert und eingerichtet, um den Kindern ein gesundes, sicheres und kindgerechtes schulisches Umfeld zu bieten.

Ein gleichberechtigter Zugang zu Bildung erfordert auch die Aufnahme ausgegrenzter Bevölkerungsgruppen. In Serbien haben mehr als 60% der Roma keinen Zugang zur Grundbildung. Die Schweiz wirkt auf verschiedenen Ebenen darauf hin, dass diese Kinder ebenso wie Kinder mit Behinderungen in die Vor- und Grundschule integriert werden.

Ich wollte eine Lehre als Schneider machen, um mir eine Zukunft aufzubauen. Doch man sagte mir, dass ich nicht das Zeug dazu hätte, mit den Kunden zu reden, zu schreiben und zu lesen. So habe ich mich an der Abendschule für Alphabetisierungskurse eingeschrieben. Jetzt kann ich lesen, an den Kunden Mass nehmen und mit ihnen diskutieren.» Kader Kouanda ist ein Schneider aus Burkina Faso und geht dort zur Abendschule. Sein Erfahrungsbericht veranschaulicht, wie wichtig der Erwerb grundlegender Fertigkeiten wie Lesen, Schreiben und Rechnen für das Erlernen eines Berufs ist.

Eine gute Grundbildung ist beim Erlernen eines Berufs und beim Eintritt ins Erwerbsleben eine Garantie für Erfolg. In Burkina Faso unterstützt die DEZA ein Projekt zur Entwicklung von Bildungsangeboten, die den Erwerb von Grundkenntnissen mit der beruflichen Qualifizierung verknüpfen und damit zahlreichen jungen Burkinabe die Möglichkeit bietet, einen Beruf zu erlernen. So können sich diese einen Einstieg in die Arbeitswelt und eine wichtige Einkommensquelle verschaffen.

DEZA-Projekt Mit besseren beruflichen Qualifikationen die Chancen auf eine Stelle erhöhen, Burkina Faso

In Laos hat die DEZA zudem ein Projekt lanciert, das Elemente der Grundbildung mit beruflichen und technischen Qualifikationen kombiniert. Sie richtet sich insbesondere an benachteiligte Jugendliche und ethnische Minderheiten, die keinen oder nur beschränkten Zugang zur Schulbildung haben. Diesem Personenkreis werden Stipendien gewährt, von denen 70% an junge Frauen gehen.

DEZA-Projekt in Laos