Rund 300’000 Menschen aus Sri Lanka migrieren jährlich meist in die Golfstaaten um zu arbeiten. Sie migrieren, um der Armut zu entkommen und um ihre Chancen auf Einkommen, Gesundheit und Bildung für sich und ihre Familie zu verbessern. Die Rücküberweisungen der Migrantinnen und Migranten stellen nicht nur eine wichtige Einkommensquelle für die Familienangehörigen in Sri Lanka dar, sondern für den Inselstaat insgesamt, denn das Geld fliesst in die lokalen Märkte und wird in Unternehmen und Ausbildung investiert.
Dieses Entwicklungspotenzial kann jedoch nicht vollständig ausgeschöpft werden, da in diesem Kontext Migration oft mit hohen Risiken verbunden ist. Vor allem niedrig qualifizierte Arbeitnehmende werden oftmals Opfer von Menschen- und insbesondere Arbeitsrechtsverletzungen. Diese reichen von ausbleibenden Lohnzahlungen und exorbitanten Rekrutierungskosten bis hin zu Freiheitsentzug und physischem sowie psychischem Missbrauch. Auch für die Familie geht das Fernbleiben eines Familienmitgliedes mit Unsicherheiten einher. Die Alleinerziehung von Kindern und das stetige Bangen um das Wohlergehen der Partnerin oder des Partners, des Vaters oder der Mutter führen zu zusätzlichen sozialen Kosten und einer grossen emotionalen Belastung. Die DEZA setzt sich deshalb in Sri Lanka und der Region für den Schutz von Arbeitenden und ihren Familien ein. Ziel ist es, ihnen zu ermöglichen, ihre Migration möglichst sicher und geregelt zu gestalten.
Zusammenarbeit für menschenwürdige Arbeitsbedingungen
Das Ministerium für auswärtige Arbeit (MFE, Ministry of Foreign Employment) von Sri Lanka erarbeitete 2008 gemeinsam mit der Internationalen Arbeiterorganisation (ILO International Labor Organisation) eine nationale Arbeitsmigrationspolitik, die den negativen Folgen von Migration entgegenwirken soll. In Zusammenarbeit mit dem Sri Lanka Bureau für auswärtige Arbeit (SLBFE, Sri Lanka Bureau of Foreign Employment) und zivilgesellschaftlichen Organisationen sorgt die DEZA für eine wirkungsvolle und nachhaltige Umsetzung der Politik. Ziel ist es, die Rahmenbedingungen sicher und menschenwürdig zu gestalten, so dass die Migration sowohl für die Migrierenden als auch für die Familien im Herkunftsland zu einer positiven Erfahrung wird. Zudem können so die finanziellen Rücküberweisungen sowie die weitergereichten Erfahrungen, Wissen und Kompetenzen einer nachhaltigen Entwicklung in Sri Lanka zu Gute kommen.
Dank der DEZA erhalten Frauen und Männer in fünf Bezirken des Landes wichtige Informationen, Rechtshilfe und Beratung. Dies ermöglicht Ihnen ihre Migration basierend auf einer gut informierten, autonom gefällten Entscheidung gezielt und nachhaltig zu planen. So wurden im Jahre 2015 insgesamt 90‘000 Menschen dazu befähigt, Ihre Migration möglichst positiv zu gestalten. Gleichzeitig erhalten die zurückgebliebenen Familien Unterstützung z.B. im Bereich der Finanzplanung. Zurückgekehrte, die Opfer von Menschenrechtsverletzungen wurden, erhalten eine psychologische Betreuung, um ihre Reintegration in Sri Lanka zu erleichtern.
Die DEZA fördert zudem den Dialog zwischen den zuständigen Regierungsinstitutionen und zivilgesellschaftlichen Organisationen. Letztere können dank ihrer Arbeit auf Gemeindeebene wertvolle Informationen zur Wirkkraft der nationalen Arbeitsmigrationspolitik beisteuern.
Gewonnenes Knowhow als Plus im regionalen Politikdialog
Dank ihrem konkreten Einsatz vor Ort konnte sich die Schweiz in Sri Lanka als bevorzugte Partnerin im Migrationssektor positionieren. Die gesammelte Praxiserfahrung bringt sie gezielt in den regionalen und internationalen Dialog ein – z.B. zum Anlass des Colombo-Prozesses, einem wichtigen regionalen Instrument zur Verbesserung der Migrationssteuerung. Ausserdem wurde die Schweiz dank ihrer Expertise zum fünfzehnten Doha Forum eingeladen, wo sie zur Schaffung der Grundlage für einen konstruktiven, auf Rechten basierenden Ansatz zur Arbeitsmigration in der Region beitrug.