Eindämmung des Klimawandels

Der Klimawandel ist rund um den Globus spürbar. Überschwemmungen, Dürren und extreme Hitzewellen treten immer häufiger auf. Der Meeresspiegel steigt. Diese Veränderungen bedrohen die Lebensgrundlagen der Menschen, insbesondere der armen und benachteiligten Bevölkerungsgruppen. In der Schweizer Strategie der internationalen Zusammenarbeit 2021–2024 bildet die Eindämmung des Klimawandels einen thematischen Schwerpunkt.

Sieben Männer führen auf einem Gletscher wissenschaftliche Messungen im Schnee durch.

Förderung der wissenschaftlichen Kapazitäten von jungen Forscherinnen und Forschern Indiens zur Überwachung der Gletscher und zur Bewertung der Auswirkungen der Klimaveränderungen. © Prashanth Vishwnathan/IHCAP

Eine unabhängige Evaluation ist der Frage nachgegangen, wie gut die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) die Herausforderungen des Klimawandels in ihren Programmen und Projekten berücksichtigt. 

Unabhängige Evaluation des DEZA-Engagements in den Bereichen Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel 2015–2020

2022 wurden die Aktivitäten der DEZA in den Bereichen Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel einer unabhängigen Evaluation unterzogen. Dabei wurden die Ergebnisse verschiedener Untersuchungen verglichen und die wichtigsten Muster, Erkenntnisse und Möglichkeiten auf Systemebene analysiert. Ziel war es, der DEZA zu helfen, die notwendigen Anpassungen bei ihren Projekten und Programmen zu identifizieren, damit sie ihre Ziele erreichen kann. 

Evaluationen in der DEZA

Die Fachstelle Evaluation und Controlling der DEZA ist für die Vergabe von institutionsweiten Evaluationen und für die Förderung von DEZA-internen Evaluationen zuständig. Evaluationen, welche die DEZA in Auftrag gibt, haben drei Zwecke: Sie sollen solide Erkenntnisse 1) für die Steuerung von Projekten und Programmen, 2) für die institutionellen Lernprozesse und 3) für die Rechenschaftslegung gegenüber der Öffentlichkeit und dem Parlament liefern. Die DEZA gibt jedes Jahr 80 bis 100 Projektevaluationen und 3 bis 4 thematische oder institutionelle Evaluationen in Auftrag. 

Engagement der Schweiz im Bereich des Klimawandels

Die Schweiz orientiert sich bei ihrem Engagement zur Eindämmung des Klimawandels an den internationalen Anstrengungen. Sie setzt sich erstens für die Verringerung der Emissionen ein (Mitigation). Zweitens engagiert sie sich für Massnahmen, die die Fähigkeit zur Anpassung an die Veränderungen und zu deren Bewältigung stärken (Anpassung). Von 2017 bis 2020 wendete die Schweiz jährlich rund 3,139 Milliarden Franken für die öffentliche Entwicklungshilfe (APD) auf. Davon entfielen etwa 356 Millionen Franken pro Jahr auf Massnahmen zur Bewältigung des Klimawandels, was einem Anteil von rund 11% entspricht. Bei der DEZA beträgt der Anteil ebenfalls 11%: Rund 239 Millionen Franken wurden für Projekte im Zusammenhang mit dem Klimawandel und 2,128 Milliarden Franken für die APD verwendet. Beim Projektportfolio der DEZA liegt der Schwerpunkt auf Projekten zur Anpassung an den Klimawandel. Auf sie entfallen rund 60% der Ausgaben in diesem Bereich. 

Niemanden zurücklassen

Die Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals; SDG) der UNO enthalten das «zentrale, transformative Versprechen», dass niemand zurückgelassen werden soll (Leaving no one behind; LNOB). Die Armutsbekämpfung und die Unterstützung der ärmsten und verletzlichsten Bevölkerungsgruppen sind seit Jahren ein zentrales Anliegen der DEZA. Dieser Schwerpunkt ist gut auf die SDG abgestimmt. Die Evaluation ergab, dass die DEZA bei ihren Projekten im Bereich des Klimawandels häufig mit lokalen Gemeinschaften zusammenarbeitet und einen naturbasierten Lösungsansatz verfolgt. Die Projekte sind gut in den jeweiligen Kontext eingebettet. Viele Projekte gehen die Themen Klimawandel, Armut und Biodiversität ganzheitlich an.

Die Evaluation bestätigte somit, dass die Projekte der DEZA im Bereich des Klimawandels im Allgemeinen dazu beitragen, dass niemand zurückgelassen wird. Sie kam jedoch zum Schluss, dass bei einem grossen Teil der Projekte nicht alle positiven Auswirkungen angemessen ermittelt und überwacht werden. Sie empfiehlt der DEZA daher, der Ermittlung und dem Screening der erzielten Ergebnisse mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Wenn bei einem Projekt mehrere Ergebnisse gleichzeitig erzielt werden, verbessert sich das Kosten-Nutzen-Verhältnis. 

DEZA-Programm BioCultura in Bolivien

Die Anden sind reich an Ressourcen. Trotzdem sind die Bolivianerinnen und Bolivianer, die auf der Anden-Hochebene und in den angrenzenden Tälern leben, sehr arm. Das Programm BioCultura, das gemeinsam von der DEZA und der Regierung Boliviens lanciert wurde, konzentriert sich auf die wirtschaftliche und kulturelle Förderung der indigenen und bäuerlichen Bevölkerungsgruppen des Landes. Der Schwerpunkt des Programms liegt auf Massnahmen zur Vorbereitung und Anpassung an den Klimawandel.

Programm BioCultura: In Harmonie mit «Mutter Erde» leben

Transformationspotenzial

Die Evaluation ging zudem der Frage nach, ob die Projekte der DEZA im Bereich des Klimawandels auch über die einzelnen Projekte hinaus Veränderungen bewirken. Dies wird als Transformationspotenzial bezeichnet. Die Evaluation kam zum Schluss, dass das Transformationspotenzial der DEZA-Projekte zur Anpassung an den Klimawandel hoch und dasjenige der Klimaschutzprojekte moderat ist. Wie bereits erwähnt, werden bei einigen Projekten nicht alle positiven Auswirkungen ermittelt. Deshalb ist das Transformationspotenzial höher als von der DEZA bisher angegeben.

DEZA-Projekt «Green Gold and Animal Health» in der Mongolei

Bei diesem Projekt stehen mongolische Nomadenfamilien im Zentrum. Die Mongolei ist 38-mal so gross wie die Schweiz und besteht zu 70% aus Weideland – das als «grünes Gold» des Landes gilt. Grasland ist eine wichtige Kohlenstoffsenke. Rund ein Drittel der weltweiten terrestrischen Kohlenstoffvorräte sind in Grasland gespeichert. Zusammen mit den Familien und anderen Akteuren hat die DEZA 17 Jahre lang das Projekt «Green Gold and Animal Health» durchgeführt, um dieses «grüne Gold» zu schützen. Nachhaltigkeit und digitale Lösungen sind die Schlüsselwörter dieses Projekts.

Das grüne Gold: die Lebensgrundlage in der Mongolei

Verbesserung des Engagements der DEZA zur Eindämmung des Klimawandels

Die Evaluation empfiehlt der DEZA, ihr Management von explizitem und implizitem Wissen zu verbessern und ihre Kapazitäten im Umgang mit dieser komplexen Thematik auszubauen. Die biophysikalischen Bedingungen verschlechtern sich auf allen Ebenen. Die Evaluation kommt zum Schluss, dass die DEZA neue Erwartungen und Herausforderungen, die auf sie zukommen könnten, aus strategischer Sicht antizipieren und sich darauf vorbereiten muss. Gestützt auf die Evaluation formuliert die Direktion der DEZA Massnahmen. Diese werden in der Senior Management Response festgehalten, die zusammen mit dem Evaluationsbericht veröffentlicht wird. So hat die DEZA beispielsweise vor Kurzem begonnen, den Nutzen von Projekten systematischer zu messen. Dazu hat sie ein digitales Tool eingeführt, in dem die Ergebnisse aller Projekte festgehalten werden. 

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