Migration und Entwicklung – Eine strategische Verknüpfung

Beschreibung: Drei junge Nepalesen absolvieren eine praktische Elektrikerausbildung.
Junge Nepalesinnen und Nepalesen erhalten eine Berufsbildung, die ihre Chancen auf eine dauerhafte und angemessene Arbeit erhöht. © DEZA

Millionen Menschen verlassen ihre Heimat auf der Suche nach Sicherheit, Arbeit und einer besseren Zukunft. Die Schweiz unterstützt Bemühungen, Migration möglichst entwicklungsfördernd zu gestalten und den Migrationsdruck durch die Schaffung von Perspektiven vor Ort zu mildern.

Das Jahr 2016 war gekennzeichnet von grossen Flucht- und Migrationsbewegungen. Für viele Menschen stellt oft die Unsicherheit, sich auf die Flucht zu begeben, ein geringeres Übel dar als die Gefahren, denen sie in ihrer Heimat ausgesetzt sind: bewaffnete Konflikte, gewalttätiger Extremismus, Menschenrechtsverletzungen, staatliche Fragilität, Armut und Perspektivlosigkeit. Diesen Menschen bleibt oftmals keine andere Wahl, als mit dem Wenigen, das sie tragen können, ihre Heimat zu verlassen. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen sind von ihnen mehr als die Hälfte Kinder und Jugendliche. Mehr als 85 Prozent der Flüchtlinge leben zur Zeit in Entwicklungs- und Schwellenländern.

Die grossen Flüchtlings- und Migrationswellen stellen auch die Schweiz vor grosse Herausforderungen. Das gilt sowohl aus migrations- und asylpolitischer als auch aus entwicklungspolitischer Sicht. Aus diesem Grund beschloss das Parlament, dass bei der Umsetzung der neuen Botschaft 2017-2020 die internationale Zusammenarbeit stärker mit den Migrationsinteressen der Schweiz verknüpft werden sollte. Das bedeutet für die DEZA, dass sie sich in Zukunft noch mehr in den Herkunftsländern von Migrantinnen und Migranten engagiert und noch zielgerichteter an den Ursachen arbeitet, welche Menschen zur Flucht und Migration zwingen. Auch das SECO wird weiterhin daran arbeiten, in seinen Partnerländern ein nachhaltiges und inklusives Wachstum zu ermöglichen, Arbeitsplätze zu schaffen und somit bessere Perspektiven vor Ort zu schaffen.

Botschaft über die internationale Zusammenarbeit der Schweiz 2017–2020

Das Schweizer Engagement auf multilateraler Ebene

Im September 2016 fand ein UNO-Gipfel zu Flucht und Migration in New York statt. Die dabei verabschiedete Deklaration beinhaltet ein breites Spektrum an Massnahmen zum Schutz von Flüchtlingen, Vertriebenen und Migrierenden sowie zur Vorbeugung von erzwungener Migration und Flucht. Die Schweiz hat die Inhalte dieser Deklaration entscheidend mitgeprägt. Das Gipfeltreffen bleibt jedoch lediglich ein Meilenstein in einem langen Prozess, der bis 2018 zu einem globalen Rahmenwerk zu Migration führen soll.

UNO-Gipfel für Flüchtlinge und Migranten: Verantwortung der Staatengemeinschaft – Engagement der Schweiz, Artikel

Das Schweizer Engagement vor Ort

Im Migrationsbereich standen 2016 vor allem die Prävention von Zwangsvertreibungen, der Schutz der Bevölkerung vor Ort und die Förderung der wirtschaftlichen und sozialen Eigenständigkeit von Vertriebenen im Fokus des Schweizer Engagements. Die Schweiz setzte verschiedene Instrumente der internationalen Zusammenarbeit ein, um den Ursachen von Flucht und Vertreibung entgegenzuwirken. Mit einem Finanzierungsbeitrag an das UNO-Entwicklungsprogramm (UNDP) unterstützte sie Projekte zur Konfliktprävention und Bekämpfung von Konfliktursachen in fragilen Kontexten.

Entwicklungsprogramme der Vereinten Nationen (fr, en)

Die DEZA finanzierte zudem Partnerorganisationen, die sich in Krisenregionen unter anderem für den Schutz von Flüchtlingen und Vertriebenen einsetzen, allen voran das UNO-Hochkommissariat für Flüchtlinge (UNHCR). Diesen Partnern standen vielerorts Expertinnen und Experten des Schweizerischen Korps für humanitäre Hilfe (SKH) mit ihrem Fachwissen zur Seite. Die enge Einbindung der lokalen Bevölkerung erwies sich dabei immer wieder als ein entscheidender Erfolgsfaktor, um Spannungen vorzubeugen und zur sozialen Integration beizutragen. So unterstützte die DEZA beispielsweise Gastfamilien in Erstaufnahmeländern, welche Flüchtlinge bei sich aufnahmen.

Für viele Flüchtlinge und Vertriebene bleibt die Rückkehr in Sicherheit oberstes Ziel. Doch gemäss UNHCR warten Flüchtlinge heute im Schnitt 17 Jahre auf eine nachhaltige Lösung. Durch die systematischere Verknüpfung von humanitären Einsätzen mit Entwicklungsinstrumenten soll ihre gesellschaftliche und wirtschaftliche Eigenständigkeit gefördert werden. Die Schweiz hat beispielsweise im vergangenen Jahr ein neues Start-up- und Ausbildungsprogramm im Wassersektor lanciert. Damit sollen in Jordanien und im Libanon auch Arbeitsplätze für syrische Flüchtlinge kreiert, Fachkräfte ausgebildet und unternehmerische Lösungen für die Wasserproblematik gefördert werden. Im Sudan wurden vom Krieg vertriebene Kleinbäuerinnen und –bauern dabei unterstützt, wirtschaftliche Perspektiven aufzubauen.

UNHCR - UNO-Hochkommissariat für Flüchtlinge

Vom Krieg vertriebene Bäuerinnen und Bauern erarbeiten sich eine wirtschaftliche Perspektive, DEZA-Projekt

Migration und die Umsetzung der Agenda 2030

Ähnlich wie die in New York verabschiedete Deklaration unterstreicht auch die Agenda 2030 die wichtige Rolle, welche die Migration für eine nachhaltige Entwicklung spielt. Ein entscheidender Faktor sind hierbei die weltweit rund 150 Millionen Arbeitsmigrantinnen und -migranten. Durch ihre Arbeitskraft, ihre Innovation und ihr Unternehmertum sind sie in vielen Gesellschaften massgeblich an dem wirtschaftlichen Fortschritt beteiligt. Oft sind sie jedoch skrupellosen Arbeitsvermittlern ausgesetzt. Ihre Menschen- und Arbeitsrechte werden missachtet und sie sehen sich mit exorbitanten Kosten konfrontiert, nur um überhaupt eine Stelle im Ausland antreten zu können.

Die Schweiz setzt sich deshalb dafür ein, bessere Rahmenbedingungen für Arbeitsmigrantinnen und -migranten zu schaffen. Mit der Internationalen Organisation für Migration (IOM) wurde 2016 zum Beispiel ein Zertifizierungsprozess für Arbeitsvermittlungsagenturen erarbeitet, der ab 2017 lanciert wird.

Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung

Arbeitsmigration – menschenwürdige Arbeitsbedingungen schaffen

Internationale Organisation für Migration