Die Gletscherschmelze in Zentralasien erfordert eine stärkere Zusammenarbeit


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Zwei kirgisische Forscher installieren Messstangen mit einem Dampfbohrer, um den Rückgang des Golubingletschers in Kirgisistan zu messen. ©M.Hoelzle/Uni Freiburg M. Hoelzle

Wie kann der Wasserbedarf der 68 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner Zentralasiens gedeckt und gleichzeitig etwas für die Gletscher in Kirgisistan, Tadschikistan, Usbekistan und Kasachstan getan werden? Ein Projekt der DEZA setzt auf die freiwillige regionale Zusammenarbeit und eine enge wissenschaftliche Überwachung der Gletscherveränderungen.

Land/Region Thema Periode Budget
Zentralasien
Andere
Wasser
nothemedefined
Nicht spezifizierter Sektor
Wasserdiplomatie und Sicherheit
Wassersektorpolitik
Einsparung von Wasserressourcen
Wasserhygiene
01.05.2017 - 28.02.2025
CHF  1’478’500

Ob klimabedingte Gletscherschmelze, Gefahren von Gletscherseen oder Chancen der Klimaerwärmung: Die Schweiz kennt sich mit diesem Thema bestens aus. Die DEZA pflegt seit mehreren Jahren Partnerschaften mit schweizerischen und ausländischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, um ihr Know-how im Bereich der Gletscheranalyse zu exportieren. 

Nach mehreren Forschungsprojekten in den Anden und in Indien arbeitet die DEZA seit einigen Jahren auch mit Forschungszentren in Zentralasien zusammen.

Riesige Wasserreservoirs

Zentralasien, das sich aus Kirgisistan, Tadschikistan, Usbekistan, Kasachstan und Turkmenistan zusammensetzt, ist eine Region der offensichtlichen Gegensätze: einerseits trockene Sommer, die ein leistungsfähiges Bewässerungssystem unerlässlich machen, und andererseits hohe Bergketten mit Gletschern, die ein riesiges Wasserreservoir bilden. Zumindest war das bisher so. 

Die Gletscherschmelze könnte die Wasserversorgung langfristig gefährden. Angesichts der Klimaerwärmung braucht es eine effiziente und innovative grenzüberschreitende Zusammenarbeit bei der Wasserbewirtschaftung. Die Fassung und Verteilung der verfügbaren Wassermengen in den zentralasiatischen Ländern ist vor allem von nationalen Prioritäten und einer Wettbewerbslogik geprägt.

Politische Konsultationen

Dies soll sich jedoch ändern. Nach zahlreichen politischen Konsultationen wurde die Schweiz beauftragt, die betroffenen Staaten in Bezug auf eine nachhaltige Bewirtschaftung der regionalen Wasserressourcen zu beraten. Die DEZA, die für die konkrete Umsetzung des Schweizer Engagements zuständig ist, unterstützt die Länder dabei, Grundlagen für eine bessere politische und wissenschaftliche Zusammenarbeit zu schaffen. 

Sie setzt sich für einen systematischeren Informationsaustausch zwischen den Regierungen ein. Und damit verlässliche wissenschaftliche Daten zur Verfügung stehen, unterstützt sie eine Forschungsgruppe der Universität Freiburg, die in den nächsten Jahren lokale Glaziologen ausbilden will. 

Das Engagement der DEZA erfolgt im Rahmen der unter anderem von der Schweiz ins Leben gerufenen Blue-Peace-Initiative, die sich in verschiedenen Regionen der Welt für ein friedliches Wassermanagement einsetzt. Für die Umsetzung ihres Projekts kann die DEZA auf ein Netzwerk von internationalen und regionalen Partnern zählen, die ebenfalls im zentralasiatischen Wassersektor tätig sind.

Armutsbekämpfung und Katastrophenvorsorge

Nutzniesser des Engagements sind die Einwohnerinnen und Einwohner, deren Alltag einfacher wird, nicht nur weil sie über Trinkwasser und Wasser für ihre Felder verfügen, sondern auch weil sich ihre Sicherheit erhöht. Denn wenn Regierungen zusammenarbeiten, sinkt das Konfliktrisiko. Zudem können die Risiken von klimabedingten Naturkatastrophen durch eine sorgfältige Überwachung der Gletscherschmelze effizienter antizipiert werden. 

Die DEZA engagiert sich seit über zwanzig Jahren für eine integrierte, transparente und bedarfsgerechte Wasserbewirtschaftung in Kirgisistan, Tadschikistan und Usbekistan, drei Schwerpunktländern der Schweizer Ostzusammenarbeit. Mit dem aktuellen Projekt und dem starken Akzent auf der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit dürften sich die Lebensbedingungen der lokalen Bevölkerung merklich verbessern.

Blick auf den Golubingletscher.
Der Golubingletscher in der Nähe der kirgisischen Hauptstadt Bischkek hat derzeit eine Fläche von 5,5 km2. Zum Vergleich: Der Aletschgletscher bedeckt eine Fläche von 86 km2. ©M.Hoelzle/Uni Freiburg