Das sehr gute Verhältnis zwischen den beiden Ländern gründet im Engagement der Schweiz für die humanitäre Hilfe und den Wiederaufbau während und nach dem Krieg in Kroatien. Das Land ist der zweitwichtigste Handelspartner der Schweiz in Südosteuropa. Kroatien ist bei Schweizerinnen und Schweizern als Ferienziel beliebt. Zudem lebt eine bedeutende kroatische Diaspora in der Schweiz.
Bilaterale Beziehungen Schweiz–Kroatien
Schwerpunkte der diplomatischen Beziehungen
Die Anzahl offizieller Besuche auf hohem Niveau sowie die unterzeichneten Abkommen zeugen von einer stetigen Intensivierung der politischen Beziehungen. Seit 2006 besteht zudem ein regelmässiger Austausch zwischen den Parlamenten.
Mit dem EU-Beitritt Kroatiens am 1. Juni 2013 wurden die bilateralen Verträge zwischen der Schweiz und der EU automatisch auf Kroatien ausgeweitet, mit Ausnahme des Freizügigkeitsabkommens (FZA). Der Bundesrat hat an seiner Sitzung vom 1. Oktober 2021 beschlossen, die uneingeschränkte Freizügigkeit für Kroatien ab dem 1. Januar 2022 einzuführen. Damit werden kroatische Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer den anderen EU/EFTA-Staatsangehörigen gleichgestellt.
Wirtschaftliche Zusammenarbeit
Kroatien ist zwar der zweitwichtigste Handelspartner der Schweiz in Südosteuropa, aber das Handelsvolumen bleibt auf relativ begrenztem Niveau. Das bilaterale Aussenhandelsvolumen nahm seit 2012 dennoch stark zu und betrug 610 Millionen CHF im Jahr 2020. Das Wachstum der Importe aus Kroatien war dabei jedoch stärker als jenes der Schweizer Exporte. Die Schweiz exportiert in erster Linie pharmazeutische Produkte, sowie Maschinen und importiert hauptsächlich Maschinen, Metallprodukte, Holz und Textilien. Mehr als 60 Schweizer Firmen sind in Kroatien tätig.
Die beiden Länder sind bereits seit mehreren Jahren durch ein Freihandelsabkommen der Europäischen Freihandelsassoziation (EFTA) mit Kroatien miteinander verbunden. Die meisten Verträge wurden nach dem EU-Beitritt Kroatiens durch die bilateralen Abkommen der Schweiz mit der EU abgelöst.
Zusammenarbeit in den Bereichen Bildung, Forschung und Innovation
Forschende und Kunstschaffende aus Kroatien können sich beim Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) um ein Exzellenzstipendium des Bundes bewerben.
Im Rahmen des Erweiterungsbeitrags der Schweiz an Kroatien unterstützt die Schweiz Kroatien u.a. bei der Modernisierung einer dualen Berufsbildung. Das Berufsbildungsprojekt verfügt über ein Gesamtbudget von rund 2 Millionen CHF. Des Weiteren wird die Zusammenarbeit von schweizerischen und kroatischen Universitäten und akademischen Institutionen bei Forschungsprojekten gefördert im Bereich der Sozial- und Geisteswissenschaften.
Bundes-Exzellenz-Stipendien für ausländische Forschende und Kunstschaffende, SBFI
Schweizer Erweiterungsbeitrag
Als Mitglied der Europäischen Union (EU) gehört Kroatien zu den Empfängerstaaten des Schweizer Beitrags zur Verringerung der wirtschaftlichen und sozialen Ungleichheiten in der erweiterten EU. Der erste Schweizer Beitrag an Kroatien beträgt 42,7 Millionen Franken und umfasst 12 Projekte.
Mit dem Erweiterungsbeitrag an Kroatien fördert die Schweiz nicht nur den Auf- und Ausbau von Trink- und Abwassersystemen und die bilaterale Forschungszusammenarbeit, sondern unterstützt auch die Minenräumung nach dem Jugoslawienkriege. Grundlage für die Genehmigung der Projekte, die bis Ende 2024 abgeschlossen werden sollen, war das bilaterale Rahmenabkommen vom 30. Juni 2015.
Das Parlament hat am 30. September 2021 die Kredite des zweiten Schweizer Beitrags freigegeben. Für Kroatien ist ein zweiter Betrag von CHF 45,7 Millionen vorgesehen.
Kulturaustausch
Sowohl die Schweizer Botschaft in Zagreb als auch die Kulturstiftung Pro Helvetia setzen sich aktiv für den kulturellen Austausch zwischen der Schweiz und Kroatien ein. Zunehmend geschieht dieser Austausch in privatem Rahmen.
Schweizerinnen und Schweizer in Kroatien
Ende 2020 lebten 1462 Schweizerinnen und Schweizer in Kroatien, darunter 1169 Mehrfachbürger.
Geschichte der bilateralen Beziehungen
Seit 1920 besteht ein Generalkonsulat in Zagreb. Es diente zuerst als Schweizerische Vertretung im Jugoslawischen Königreich und später in der ehemaligen Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien.
Am 8. Oktober 1991 erklärte sich die ehemalige Teilrepublik Kroatien für unabhängig; die Schweiz anerkannte Kroatien im Januar 1992 als souveränen Staat. Im selben Jahr eröffnete die Schweiz als eines der ersten Länder in Zagreb eine Botschaft. Seit 1995 besteht die kroatische Botschaft in Bern sowie ein Generalkonsulat in Zürich und ein Konsulat in Lugano.