Die politischen Beziehungen zwischen Estland und der Schweiz sind ausgezeichnet. Das ist unter anderem auf die Hilfe im Bereich Sicherheit und Verteidigung zurückzuführen, die die Schweiz Estland während der ersten Jahre seiner Unabhängigkeit gewährte. Estland gehört auch zu den Empfängerstaaten des zweiten Schweizer Beitrags an ausgewählte EU-Mitgliedstaaten.
Bilaterale Beziehungen Schweiz–Estland
Schwerpunkte der diplomatischen Beziehungen
Die Schweiz und Estland pflegen regelmässige bilaterale Kontakte auf höchstem Niveau. In den vergangenen zehn Jahren lag einer der Schwerpunkte der bilateralen Beziehungen auf der engen Zusammenarbeit im Rahmen des ersten und zweiten Schweizer Beitrags. Ein zunehmend intensiver Austausch findet ausserdem in der Sicherheitspolitik statt, beispielsweise zu Fragen der Cybersicherheit. Die Schweiz ist beitragendes Mitglied des Kompetenzzentrums der NATO für kooperativen Schutz vor Computerangriffen mit Sitz in Tallinn. Derzeit sind dort zwei Schweizer Staatsangehörige als Fachpersonen tätig.
Wirtschaftliche Zusammenarbeit
Die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen der Schweiz und Estland entwickeln sich positiv: 2023 lag das Handelsvolumen bei rund 363 Millionen Franken. Die Schweizer Investitionen in Estland sind in den vergangenen zehn Jahren kontinuierlich angestiegen. Schweizer Unternehmen investieren hauptsächlich in die Bereiche Industrie, Einzelhandel, Tourismus, Transport, Finanzdienstleistungen und Immobilien.
Zusammenarbeit in den Bereichen Bildung, Forschung und Innovation
In den Bereichen Forschung und Innovation findet die Zusammenarbeit hauptsächlich im Zusammenhang mit den europäischen Rahmenprogrammen statt.
Forschende und Kunstschaffende aus Estland können sich beim Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) um Bundes-Exzellenz-Stipendien bewerben.
Bundes-Exzellenz-Stipendien für ausländische Forschende und Kunstschaffende, SBFI
Schweizer Beitrag an ausgewählte EU-Mitgliedstaaten
Estland gehört du den Empfängerstaaten des zweiten Schweizer Beitrags und erhält 26 Millionen Franken für Programme in den Bereichen Förderung von Integration und sozialer Inklusion sowie Schutz der Biodiversität. Am 21. November 2022 unterzeichneten beide Staaten das Durchführungsabkommen für das gemeinsame Kooperationsprogramm. Im Rahmen des ersten Beitrags wurden zwischen 2007 und 2017 achtzehn Projekte mit einem Gesamtvolumen von 38 Millionen Franken umgesetzt. Die Projekte fokussierten u. a. auf die Energieeffizienz von öffentlichen Gebäuden und die Nutzung erneuerbarer Energiequellen.
Bereits in den 1990er-Jahren unterstützte die Schweiz Estland im Rahmen der Ostzusammenarbeit mit rund 22 Millionen Franken, wobei der Schwerpunkt auf dem Umweltschutz lag.
Zweiter Schweizer Beitrag an ausgewählte EU-Mitgliedstaaten, Schweiz und Estland
Schweizerinnen und Schweizer in Estland
Ende 2024 lebten 100 Schweizerinnen und Schweizer in Estland.
Geschichte der bilateralen Beziehungen
1921 anerkannte der Bundesrat die Unabhängigkeit Estlands. Mit dem Abschluss eines Handelsabkommens 1925 wurden die bilateralen Beziehungen vertieft.
Die bilateralen Beziehungen zwischen den beiden Ländern wurden 1940 durch die sowjetische Annexion Estlands unterbrochen und erst nach der Wiedererlangung der Unabhängigkeit Estlands 1991 erneut aufgenommen. Die Schweiz hatte die Annexion des Lands durch die Sowjetunion nie anerkannt.
Die Interessen der Schweiz in Estland werden durch die Schweizer Botschaft in Riga (Lettland) vertreten, die auch für Litauen zuständig ist. Die estnische Botschaft in Wien ist zuständig für die Schweiz.