Délphine Reist "Hysterical Mining"

Mittwoch, 29.05.2019 – Sonntag, 06.10.2019

Ausstellung; Bildende Kunst

Delphine Reist, Étagère, 2007, Collection IAC, Villeurbanne
Delphine Reist, Étagère, 2007, Collection IAC, Villeurbanne © lange + Pult 2017

Die Ausstellung untersucht die materiellen Welten, die wir durch Technologie schaffen, und die Rolle der Technologie in der Ausbildung lokaler und globaler Konfigurationen von Macht, Identitätsformen und Lebensweisen. Sie knüpft an radikale feministische und ökofeministische Theorien von den 1970ern bis zur Gegenwart an, die die Koppelung von neuen Technologien und technischen Wissenschaften an patriarchalische Vorstellungen kritisiert und revidiert haben.
Ihre Agenda ist intellektuell und politisch zugleich. In ihren Arbeiten gehen die Künstler/innen der Ausstellung noch einen Schritt weiter, um neue Formen von Wissen, Fähigkeiten und Körperpraktiken in Bezug auf den Einsatz wie auch die Produktion von (neuen) Technologien zu denken und ins Werk zu setzen.
Zu den mehr als 20 österreichischen und internationalen Künstlerinnen der Schau zählt auch die Schweizerin Délphine Reist.  

Étagère ist, wie der französische Titel indiziert, ein Kunstwerk in Gestalt eines Aufbewahrungsmöbels, das die Künstlerin drastisch vergrössert und nicht etwa mit Büchern oder Dekorationsgegenständen, sondern mit dutzenden Elektrowerkzeugen wie Sägen, Bohrern, einer Schleifmaschine und einer Kreissäge bestückt hat. Nähern sich Betrachter/innen den durch Plexiglasscheiben abgeschirmten Maschinen, beginnen diese sich zu bewegen und Lärm zu machen, jede in ihrem eigenen Rhythmus, die eine lauter, die andere leiser. Obwohl die Installation handfest wirkt und einen beinahe vertrauten Anblick bietet, hat sie doch etwas Unwirkliches und Verstörendes. Delphine Reist entfernt gewöhnliche Elektrowerkzeuge und mechanische Geräte, mit denen normalerweise Menschen hantieren (ohne ihnen allerdings Aufmerksamkeit zu schenken), aus ihren üblichen Zusammenhängen von Produktion, Gebrauch oder Verbrauch. Ihre Installationen lassen uns Werkzeuge neu sehen, während die, die sie benutzen könnten, verschwunden sind. Die Geräte sind nicht nur sich selbst überlassen, sie scheinen sogar aus eigener Kraft zu neuem Leben zu erwachen. Sie machen sich nach den
Gesetzen der Mechanik ans Werk, und doch wirkt es, als drehten sie frei, als verfielen sie in einen überzogenen, geradezu hysterischen Aktionismus. Étagère untergräbt auf ironische Weise unsere anthropozentrischen Vorstellungen und entwirft neue Formen der emotionalen Begegnung zwischen menschlichen und nicht-menschlichen Körpern.

Ausstellungsdauer:
29. Mai bis 6. Oktober 2019 

Ort: Kunsthalle Wien, Museumsplatz 1, 1070 Wien