Thomas Hirschhorn: «Simone Weil - Memorial» (Installation)

Donnerstag, 09.09.0202 – Sonntag, 10.10.2021

Ausstellung; Performance; Bildende Kunst

«Simone Weil - Memorial», Preparatory sketch, 2021
«Simone Weil - Memorial», Preparatory sketch, 2021 © Thomas Hirschhorn

Der steirische herbst hat bereits eine lange Geschichte der Auseinandersetzung mit dem öffentlichen Raum und wagt sich heuer radikal nach draussen – heraus aus dem Lockdown, aber auch heraus aus der sicheren institutionellen Blase. In einer Zeit, in der die Kunst nach Wegen sucht, wieder unverzichtbar zu werden, beschäftigt sich das Festival damit, wie Kunstwerke in das neue Abenteuer des Alltäglichen eindringen können, sei es in Form von zufälligen Begegnungen, lokalen Workshops oder öffentlichen Versammlungen.

Der Schweizer Künstler Thomas Hirschhorn zu seiner Installation «Simone Weil - Memorial»:
Das «Simone Weil-Memorial» ist eine neue Arbeit im öffentlichen Raum. Diese Arbeit – obwohl für den «Steirischen Herbst» – entstanden, ist eine universelle Arbeit, sie könnte – sie muss – auch in anderen Städten als in Graz, Ländern, Orten sein, denn das Denken von Simone Weil ist – wirklich – universell. Ich bewundere Simone Weil’s Leben und verehre ihr Werk. Ich habe aber erst kürzlich begonnen, mich mit Ihr auseinanderzusetzen, ich bin noch viel am Lernen. Es ist schön – lernend – zu arbeiten. Für mich – als Künstler – ist ihre Arbeit und ihr Leben eine Herausforderung, ein Ansporn une eine Ermutigung. Sie ist ein Vorbild. Deshalb will ich ihr ein Memorial widmen.

Das «Simone Weil-Memorial» soll an einem bestehenden Monument oder an einer bestehenden Skulptur im öffentlichen Raum angebaut werden oder damit verbunden sein. Ich habe – bis jetzt – über 71 Arbeiten – ausschliesslich «prekäre Skulpturen» – im öffentlichen Raum gemacht, davon kann man 4 als ähnliche Arbeiten bezeichnen. es ist die «Altar-Serie» (für Ingebor Bachmann, Raymond Carver, Piet Mondrian und Otto Freundlich). Ich habe noch nie eine Arbeit an ein bestehendes Monument oder eine bestehende Skulptur angebaut, ich wollte das aber schon immer machen, das «Simone Weil-Memorial» wäre somit für mich etwas Neues. Durch das Anbauen erhoffe ich mir eine Übertragung oder ein Austausch von Energien. Einserseits die zeitlimitierte Intensität des «Simone Weil-Memorials» und andererseits die zeitlose (die natürlich sehr relative zeitlose) Energie des bestehenden Monuments oder der sich vor Ort befindenden Skulptur. Es soll eine geografische, philosophische, inhaltliche, ideologische, politische, aesthetische oder chromatische Umpolung von Bedeutung stattfinden. Mit dem zeitlich limitierte Anbau, mit der «prekären Exposition» oder mit der zeitlich beschränkten (die 6 Wochen des «Steirischen Herbst») Verbindung zwischen dem «Neuen» und dem «Bestehenden» soll der Dringlichkeit und Notwendigkeit der Philosophie von Simone Weil Form gegeben werden. Deshalb ist es auch nicht wichtig, ob das bestehende Monument oder die bestehende Skulptur etwas mit Simone Weils Denken oder mit ihrem Leben zu tun hat. Es ist im Gegenteil wichtig, dass die Bedeutung des bestehenden Monuments oder der bestehenden Skulptur ohne Bedeutung für den Standort des «Simone Weil-Memorials» ist. Wichtig, ist, dass der Standort im öffentlichen Raum ist, also auch nicht in einem Park oder in einem Skulpturen-Garten. Das «Simone Weil-Memorial» besteht aus prekären Objekten und Materialien (Blumen, beschrifteten Kartons, Holz, Büchern, Plastik, Holz, beschriftetem Papier, Plüschtieren usw.) die der Liebe, dem Interesse und der Hochachtung gegenüber dem Werk und des Lebens der Philosophin Ausdruck geben. Ich will in und mit dieser Arbeit zeigen warum Simone Weil wichtig und bedeutend ist, ich will zeigen, warum sie für mich wichtig ist, aber auch warum sie für Andere wichtig sein kann.

Ausgelöst durch das wunderbare Werk und Leben von Simone Weil – habe ich in letzter Zeit – bereits mehrere Arbeiten zum/über Simone Weil gemacht, so zum Beispiel die «Simone Weil-Map», 2020 und die Collage-Serie «Medaillon», 2020 und es werden in Zukunft bestimmt noch andere Arbeiten dazukommen.

Thomas Hirschhorn März 2021

Ausstellungsdauer:
9. September bis 10. Oktober 2021

Ort: steirischer herbst, Sackstrasse 17, 8010 Graz