Innovationsförderung in Kroatien

Artikel, 22.01.2021

Innovationen sind ein bedeutender Faktor für die Wirtschaftsentwicklung eines Landes. Dennoch sind die Staatsausgaben für Forschung und Entwicklung oft begrenzt. In Kroatien unterstützt die Schweiz mit dem Erweiterungsbeitrag erfolgsversprechende kleine und mittlere Unternehmen (KMU) bei der Ausarbeitung und Entwicklung neuer, innovativer Vorhaben. Dank dieser Unterstützung gelang es bis anhin fünf KMU, eine Finanzierung des europäischen Eurostars-Programmes zu bekommen. 

Das Team eines kroatischen Unternehmens bei einer Besprechung.
Innovationen sind für die Wirtschaftsentwicklung eines Landes bedeutend. In Kroatien unterstützt die Schweiz KMUs bei der Ausarbeitung und Entwicklung neuer, innovativer Vorhaben. © DEZA

Um das europäische Eurostars-Programm zu erklären, lohnt sich ein kurzer Blick zurück in die Vergangenheit. 1985 gründeten der damalige französische Staatspräsident François Mitterrand und der deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl die europäische Forschungsinitiative EUREKA. Ziel von EUREKA ist die Förderung von internationaler, marktorientierter Forschung. Heute, rund 35 Jahre später, sind 40 Länder sowie die Europäische Kommission Teil des EUREKA-Netzwerkes. Die Schweiz ist EUREKA bereits im Gründungsjahr 1985 beigetreten, Kroatien folgte im Jahr 2000.

2007 wurde das Förderprogramm Eurostars als Initiative von EUREKA ins Leben gerufen. Im Mittelpunkt von Eurostars stehen forschungsintensive KMU, welche innovative Produkte, Dienstleistungen oder Prozesse entwickeln. Mittels Fördergelder erhalten sie einen besseren Zugang zu Finanzierungen, um in internationaler Zusammenarbeit mit anderen Forschungs- oder KMU-Einrichtungen ihre Produkte weiterzuentwickeln und somit ihre Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Deshalb ist eine Grundbedingung für die Teilnahme am Eurostars-Programm die Beteiligung von Kooperationspartnern aus mindestens zwei Teilnehmerländern.

Die wichtige Rolle von KMU

Bei der Einreichung von Gesuchen bei Eurostars stehen kroatische KMU oftmals vor Schwierigkeiten, weil es ihnen an Erfahrung in der Projektentwicklung und in der überzeugenden Darstellung des Projektvorhabens mangelt. Dies wird aus den Zahlen der erfolgreichen Gesuchstellungen bei Eurostars ersichtlich: Kroatien hat seit 2008 sechs erfolgreiche Gesuche gestellt, die Schweiz im Vergleich dazu 380 erfolgreiche Projekte. Um die Qualität der eingereichten Anfragen zu verbessern, leistet der Erweiterungsbeitrag (EB) in Kooperation mit Innosuisse Unterstützungsarbeit. Die Schweiz, als eines der bestplatziertesten Länder in der erfolgreichen Gesuchstellung bei Eurostars, kann dabei auf viel Wissen und Erfahrung zurückgreifen.

«KMU sind in der Schweiz ein sehr wichtiger und sehr aktiver Teil der Wirtschaft. KMU schaffen Arbeitsplätze, in der Schweiz wie auch in anderen Ländern. Vom Erfolg der kleinen, innovativen Unternehmen, profitieren auch die grossen Unternehmen», sagt Colette John-Grant von Innosuisse.

Die Förderung von KMU verhindert auch die Abwanderung von hochqualifizierten Fachkräften, was dem sogenannten «brain drain» entgegenwirkt. Denn innovative und erfolgreiche Unternehmen schaffen Perspektive und ziehen motivierte Fachkräfte an. Dies ist von besonderer Wichtigkeit in Kroatien, welches mit einer hohen Abwanderungs- und Arbeitslosigkeitsrate zu kämpfen hat. Gerade qualifizierte Fachkräfte finden oft keine Stelle in Kroatien.

Innosuisse berät und coacht ihren kroatischen Counterpart, die kroatische Agentur HAMAG-BICRO, welche für die Förderung von Innovation und die Einreichung der Eurostars-Anträge in Kroatien zuständig ist. HAMAG-BICRO berät dann im Gegenzug interessierte KMU und unterstützt diese bei ihren Eurostars-Projektanträgen. Die Unterstützung wird insbesondere für die Teilnahme von kroatischen Firmen an sogenannte Broker Events benötigt; dies sind Fachmessen, an denen Firmen und Forschungsunternehmen Europaweit zusammentreffen und sich über Zusammenarbeitspotentiale austauschen können. Da das EUROSTARS Programm Firmen aus mindestens zwei Ländern verlangt, sind diese Netzwerk Anlässe wichtig. Die Projektgelder unterstützen aber auch die gefundenen Paare oder Gruppen, ihren Antrag an das europäische Programm besser vorzubereiten und einzureichen. Dank des grossen Einsatzes auf kroatischer Seite wurde das Eurostars-Projekt bekannter und die Nachfrage nach Unterstützung steigt stark. Bevor die Schweiz Kroatien unterstützte, gab es nur eine erfolgreiche Eingabe, nun steigt die Anzahl von Eingaben und die Erfolgsquote deutlich an – so gibt es bis anhin fünf zusätzliche Projekte, die nun umgesetzt werden.

Ziel war es im Zeitraum von 2017 bis 2022 fünf kroatische KMU zu gewinnen, die aufgrund erfolgreicher Qualifikation von Eurostars finanzielle Unterstützung zur Umsetzung ihres Projekts erhalten. Zwei Jahre vor Programmabschluss wurde dieses Ziel bereits erreicht und die fünf kroatischen KMU aus den Bereichen Biotechnologie, Energie sowie Informations- und Kommunikationstechnologie ist es gelungen, eine Eurostars Finanzierung zu erhalten. Dies zeugt von der sehr erfolgreichen Umsetzung des durch den Schweizer Erweiterungsbeitrag unterstützten Eurostars-Projekts.

Projektbeispiel: Am Puls des Wohlbefindens

Ein kroatisches Unternehmen designt und entwickelt als Tochterunternehmen einer im Silicon Valley ansässigen US-amerikanischen Firma so genannte «smart jewellery» für Frauen. Dank innovativer Technologie erlaubt es dieser «schlaue» Schmuck den eigenen Gesundheitszustand im Auge zu behalten und persönliche Sport- und Gesundheitsziele wie Gewichtsmanagement, Schlafqualität und Stressreduktion zu erreichen. Das erste Produkt, ein Schmuckstück, das sowohl als Armband, als Halskette oder Clip getragen werden kann, wurde 2015 auf dem Markt eingeführt. Seitdem arbeitet das Unternehmen an der Verbesserung bestehender und Entwicklung neuer Technologien, um das Angebot auszubauen.

Durch die Unterstützung im Rahmen des Eurostars-Programm konnte die kroatische Firma die Zusammenarbeit mit einem Schweizer Forschungsinstitut intensivieren und eine enge Partnerschaft aufbauen. Gerade für die Entwicklung neuer Technologien ist ein regelmässiger Austausch mit internationalen Forschungspartnern enorm wichtig. In diesem Fall hat die Zusammenarbeit mit dem Schweizer Partner unter anderem zu einer neuen Strukturierung des Projektmanagements beigetragen und die Entwicklung eines neuen, intelligenten Produktes mit vorangetrieben.