2019 jährt sich der Fall des Eisernen Vorhangs zum dreissigsten Mal. Und noch immer warten in Bulgarien mehrere tausend Tonnen Pestizide aus Zeiten des Kommunismus auf ihre Entsorgung. Sie befinden sich in über 200 Lagerhäusern, die nach und nach zerfielen und daher ein wachsendes Risiko für die umliegenden Gemeinden darstellen. Die Gifte gelangen in den Boden und ins Grundwasser und gefährden die Umwelt und die Gesundheit der Bevölkerung. Das Ausmass der Verschmutzung übertrifft die finanziellen und logistischen Mittel der betroffenen, meist ländlichen und finanzschwachen Gemeinden.
Die Schweiz beschloss daher 2014, die umweltgerechte Entsorgung dieser heute verbotenen Altpestizide mit einem Beitrag von maximal 19,9 Millionen Franken zu unterstützen. Seit rund einem Jahr sind die Reinigungs- und Entsorgungsarbeiten nun im Gang. Die Schweizer Unterstützung dauert noch bis anfangs Dezember. Bis im Oktober konnten 2000 Tonnen Pestizide entsorgt werden. 650 Tonnen Pestizide sind verpackt und bereit für den Transport.
Aufwändige umweltgerechte Entsorgung giftiger Substanzen
Um die Pestizide fachgerecht zu entsorgen, müssen diese gesammelt, abtransportiert und in einem kostenintensiven Verfahren durch spezialisierte Unternehmen verbrannt werden. Da es in Bulgarien keine zugelassenen Verbrennungsanlagen gibt, erfolgt die Entsorgung unter anderem in der Schweiz. Der internationale Transport in die Verbrennungsanlagen unterliegt dem Basler Übereinkommen über die Kontrolle der grenzüberschreitenden Verbringung gefährlicher Abfälle und ihrer Entsorgung sowie dem Rotterdamer Übereinkommen über den Handel mit gefährlichen Chemikalien sowie Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmitteln. Gemäss diesen strengen internationalen Vorschriften müssen alle Transitländer und das Bestimmungsland Bewilligungen erteilen und beim Grenzübertritt kontrollieren.
Um die korrekte Räumung und Reinigung der Lagerhäuser sowie ein korrektes Abpacken der Pestizide in den Lagerhäusern sicherzustellen, sind von der Schweiz finanzierte Pestizidexperten im Einsatz. Sie dokumentieren die Verhältnisse beim Öffnen des Lagerhauses mit Fotos und sind beim Verpacken, Wiegen und Verladen der Pestizide dabei. Damit kein Anreiz besteht, die Pestizide illegal zu deponieren, bezahlt die Schweiz ausserdem die Entsorgungsunternehmen nur für den Abfall, den sie tatsächlich in eine Verbrennungsanlage geliefert haben.
Abfallentsorgung als Schwerpunkt der Zusammenarbeit
Bulgarien investiert mehr als ein Drittel des Erweiterungsbeitrags in die Entsorgung gefährlicher Abfälle. Die Schweiz unterstützt, zusätzlich zur umweltgerechten Entsorgung von Altpestiziden, den Bau von Sammelstellen für Sonderabfälle aus Haushalten.