Polen startet die Umsetzung der Infrastrukturprojekte

Artikel, 15.12.2011

Im Bereich Basisinfrastruktur und Umweltschutz wurden bis Ende 2011 neun Projekte im Umfang von fast 110 Millionen Franken genehmigt. Der erste Schwerpunkt liegt im Ausbau des Abfallmanagements auf Gemeindeebene. Der zweite Schwerpunkt beinhaltet Massnahmen zur Förderung erneuerbarer Energien. Ebenfalls angestrebt wird die Verbesserung der Sicherheit und Verlässlichkeit des öffentlichen Regionalverkehrs.

Sanierung asbesthaltiger Hausdächer
Da Asbestplatten im Laufe der Jahrzehnte verwittern, besteht die Gefahr, dass Fasern und Staub sich lösen und von den Hausbewohnern unbemerkt eingeatmet werden. Daher werden in 6'600 Haushalten asbesthaltige Materialien von den Hausdächern entfernt, abtransportiert und neutralisiert. © Ministerstwo Infrastruktury i Rozwoju

Polen zählt zu den ärmeren EU-Ländern und mit rund 38 Millionen Einwohnern beherbergt es mehr als die Hälfte der Bevölkerung der zehn Staaten, die 2004 der EU beigetreten sind. Daher entfällt fast die Hälfte des Erweiterungsbeitrags auf Polen. Allein für Infrastrukturprojekte stehen knapp 193.5 Millionen Franken zur Verfügung. Mit der Genehmigung der ersten neun Projekte wurde ein grosser Schritt Richtung Umsetzungsphase gemacht.

Asbestsanierungen und verbessertes Abfallmangementsystem

Mit zwei der neun Projekte soll das Abfallmanagementsystem in der Woiwodschaft Lublin verbessert werden. Einerseits unterstützt die Schweiz Lublin dabei, ein System zur Überwachung und Entsorgung von Asbest einzuführen, asbesthaltige Abfälle aus illegalen Deponien zu entfernen und 6'600 Hausdächer zu sanieren. Im Rahmen eines zusätzlichen Projekts wird die Schweiz speziell die Region Lubartów unterstützen. Hier werden zusätzlich 1'700 Haushalte von Asbestsanierungen an Hausdächern profitieren. Ausserdem wird eine neue Abfallentsorgungsanlage gebaut, die es ermöglicht, Abfälle zu trennen und wiederzuverwerten. Der Schweizer Beitrag an die beiden Projekte beläuft sich auf insgesamt rund 25 Millionen Franken.

Sonnenenergie und Erdwärme nutzen

Bei der Förderung erneuerbarer Energien besteht in Polen grosser Aufholbedarf. Mehr als 90% seiner Energie gewinnt Polen aus einheimischen fossilen Brennstoffen, insbesondere Kohle. Gemäss den EU-Klimazielen muss Polen bis 2020 einen Anteil von 15% erneuerbarer Energien am Gesamtenergieverbrauch des Landes erzielen. Fünf der neun Projekte zielen daher darauf ab, Polen beim Erreichen der Klimaziele zu unterstützen. Solarsysteme, Fotovoltaikanlagen und Erdwärmepumpen werden zu diesem Zweck in öffentlichen Gebäuden (z.B. Schulen, Studentenwohnheimen und Gesundheitseinrichtungen) und privaten Haushalten installiert. Ein Projekt legt den Schwerpunkt beispielsweise auf den in Kleinpolen gelegenen Bezirk Suski. Hier befinden sich fünf "Natura 2000" geschützte Gebiete, die durch umweltschädliche Emissionen in Mitleidenschaft gezogen werden. Ein Grossteil der Emissionen ist darauf zurückzuführen, dass in den privaten Haushalten Kohle zur Warmwasseraufbereitung und zum Heizen genutzt wird. Um die Luftqualität zu verbessern werden im Rahmen des Projekts Solaranlagen für die Aufbereitung von Warmwasser in über 2'300 Wohngebäuden und eine Solaranlage für die Warmwasserversorgung des regionalen Spitals in Sucha Beskidzka beschafft und installiert. Die Schweiz unterstützt die fünf genehmigten Projekte mit gesamthaft rund 56 Millionen Franken.

Ausbau des öffentlichen Verkehrs

Im Bereich öffentlicher Verkehr wurden zwei Projekte genehmigt. Mit einem der beiden Projekte wird beispielsweise der öffentliche Verkehr in der nördlichen Woiwodschaft Pommern ausgebaut. Dank dem Kauf von vier neuen, modernen und emissionsarmen Dieselzügen wird das öffentliche Verkehrsangebot auf der knapp 60 Kilometer langen Strecke von Marienburg nach Grudziadz im Norden von Polen verbessert. Auf dieser Strecke sind jährlich rund 500'000 Passagiere unterwegs, die von besseren Verbindungen, kürzeren Reisezeiten sowie mehr Komfort und Sicherheit profitieren werden. Besonderes Augenmerk wird darauf gerichtet, dass die Züge - im Gegensatz zu den heute in Betrieb stehenden Fahrzeugen - auch für ältere und gehbehinderte Passagiere zugänglich sind. Der Schweizer Beitrag an die zwei genehmigten Verkehrsprojekte beläuft sich auf insgesamt rund 28 Millionen Franken.