IAEA-Generaldirektor Grossi positionierte die IAEA in seinem Eröffnungsstatement geschickt als wichtige internationale Akteurin und hob deren Errungenschaften hervor. Die Generaldebatte, welche zahlreiche Minister und hochrangige Vertreter anzog, zeigte die divergierenden Prioritäten der Mitgliedstaaten. Der Westen ist mit der nuklearen Sicherheit und Sicherung in der Ukraine und den Safeguards in Iran und DPRK beschäftigt, während der Globale Süden die technische Kooperation und Technologietransfers besprechen möchte. RUS und CHN nutzen dies aus und positionieren sich als willige Partner und Exporteure. Ausserdem überlagern geopolitische Interessen derzeit die eigentlich gemeinsamen Interessen an einer starken nuklearen Non-Proliferationsarchitektur und einem sicheren und gesicherten Ausbau der Nuklearenergie und der nuklearen Anwendungen. Dies zeigt sich u.a. in den Debatten zum iranischen und nordkoreanischen Nuklearprogramm, zu AUKUS, den Nuklearanlagen in der Ukraine, etc.
Substantiell sollte die Schweiz an ihrem bisherigen Kurs festhalten und weiterhin in ihre hohe Glaubwürdigkeit im IAEA-Kontext investieren. Die ausgewogenen politischen Positionen sowie die regelmässigen freiwilligen finanziellen Beiträge werden sehr gebraucht und geschätzt. Im Kontext der nuklearen Herausforderungen in der Ukraine sollte genau geprüft werden, ob ein weiterer Beitrag an die IAEA-Missionen in der Ukraine möglich ist. Institutionell bleibt die IAEA-Generalkonferenz eine der wichtigsten Konferenzen im multilateralen Kalender und offeriert der Schweiz den hochrangigen Zugang zu den anwesenden Delegationen und IAEA-Sekretariat.