Eine App für die Frauenrechte

Das EDA lanciert am 8. März 2021 in New York eine neue Version der App W’sHR. Die Applikation vereinfacht Verhandlungen und trägt zu effizienteren multilateralen Prozessen bei.

Blick auf New York.

Anlässlich des Internationalen Frauentags präsentiert das EDA in New York eine optimierte Version der App W’sHR. © EDA

Joyce ist Uganderin und engagiert sich mit Leidenschaft für die Menschenrechte. Sie arbeitet für eine Organisation, welche die Eigentumsrechte der Frauen in ihrem Land verteidigt. Erschwert wird ihre Aufgabe durch mangelnde Ressourcen, Korruption und den schwierigen Zugang zu Rechtsdokumenten. Ein Beispiel: Sie nimmt an einem Treffen teil, bei dem eine grosse Studie über die Folgen der Korruption auf den Alltag der Frauen geplant wird. Für die Studie werden UNO-Gelder beantragt, und deshalb benötigt Joyce unbedingt offizielle und zuverlässige Informationen.

Sie loggt sich deshalb von ihrem Mobiltelefon auf der App Women’s Human Rights (W’sHR) ein und gibt den Schlüsselbegriff «Eigentum» ein. Daraufhin erscheinen zu diesem Thema die wichtigsten Völkerrechtstexte über Grundeigentum und Landkontrolle. Bei Sitzungen mit Mitgliedern der Gemeinschaft in ihrer Heimat oder anderen Personen kann sie sich so auf eine gemeinsame, faktenbasierte Diskussionsgrundlage stützen.

Eine gigantische Datenbank

Auf Initiative des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) wurde die App W'sHR mit Unterstützung des Schweizerischen Kompetenzzentrums für Menschenrechte und des Interdisziplinären Zentrums für Geschlechterforschung (IZFG) der Universität Bern entwickelt.

Die App ist eine gigantische Datenbank (in englischer Sprache), die 147 vordefinierte Schlüsselbegriffe und mehr als 650 Dokumente zum Thema Frauenrechte enthält. «Covid-19», «Zwangsheirat», «Gewalt» oder «Trinkwasser»: Für jede Suche erhält die Nutzerin oder der Nutzer eine Definition, die relevanten Textpassagen aus internationalen und regionalen Übereinkommen und UNO-Resolutionen sowie Erklärungen und andere Dokumente zum ausgewählten Schlüsselbegriff.

Abrufbar sind die Informationen einfach und kostenlos mit einem Smartphone (Play Store und App Store) sowie über das Internet. Die Version 2021 bietet zusätzlichen Inhalt und optimierte technische Eigenschaften.

In seiner Rede zur Lancierung der App in New York betont Bundesrat Ignazio Cassis das enorme Potenzial digitaler Hilfsmittel zur Stärkung der Frauenrechte. Er bekräftigt auch, dass die Verteidigung der Frauenrechte ein wesentlicher Punkt der Schweizer Aussenpolitik ist.

Video: Rede von Bundesrat Ignazio Cassis

Die Schweiz als Brückenbauerin im multilateralen Kontext

«Die App ist insofern einzigartig, als sie eine mehr oder weniger vollständige Sammlung internationaler Rechtstexte zu Frauenrechten und Gleichstellung bietet», erklärt Fabrice Burri von der Sektion Chancengleichheit und globale Genderfragen des EDA.

«Sie wurde in erster Linie entwickelt, um Verhandlungen in der UNO zu erleichtern. Die Idee entstand auf einer Jahrestagung der UNO-Kommission für die Rechtsstellung der Frau (CSW). Sie kann jedoch in vielen weiteren Bereichen eingesetzt werden: Forschung, Diplomatie, Medien, Bildung, Anwaltschaft, Entwicklungsprogramme», fährt er fort.

Ein digitales Tool für die Rechte der Frauen

Obwohl die Verteidigung der Frauenrechte international anerkannt ist, kommt es weiterhin zu zahllosen Menschenrechtsverletzungen gegen Frauen und Mädchen. «Verhandlungen über die Formulierung multilateraler Texte zu Frauenrechten sind manchmal schwierig. Es ist nicht immer einfach, sich in der Fülle völkerrechtlicher Konventionen, Resolutionen und Texte zurechtzufinden und schnell auf die relevantesten zuzugreifen», ergänzt Burri.

«Deshalb ist es sehr wichtig, dass die Schweiz allen Ländern das bestmögliche digitale Tool zur Verfügung stellt, damit alle auf die gemeinsam verabschiedeten Normen zugreifen können und auch die aktuellsten Texte und Resolutionen verfügbar sind. Dieses Instrument trägt auch dazu bei, die Position der Schweiz in diesen Fragen zu stärken.» Für den EDA-Experten ist die App ein Mittel, um die auf multilateraler Ebene erreichten Standards im Bereich der Gleichstellung und der Frauenrechte durchzusetzen.

Mit der App W'sHR legt die Schweiz den Schwerpunkt auf die Stärkung der Frauenrechte und die Anpassung der Rechtsnormen an die politischen und gesellschaftlichen Realitäten. Die App W'sHR überzeugt. Sie wurde bereits mehrere zehntausend Mal heruntergeladen.

Frauenrechte und Digitalisierung: Die Prioritäten der Schweiz

Logo der App W’sHR
Logo der App W’sHR © EDA

Die Verteidigung der Frauenrechte ist ein Schwerpunkt der Schweizer Aussenpolitik. Die Schweiz engagiert sich seit Langem für diese Thematik.

Auf multilateraler Ebene wirkt die Schweiz in den verschiedenen UNO-Organen mit, die regelmässig Resolutionen zu Frauenrechten verabschieden – Generalversammlung, Menschenrechtsrat, UNO-Kommission für die Rechtsstellung der Frau (CSW). Zudem kandidiert sie für einen Sitz im UNO-Sicherheitsrat. Sie hat internationale Programme, Konventionen, Resolutionen und Deklarationen zu Frauenrechten verabschiedet und setzt sich für deren Umsetzung ein.

Die Achtung der Menschenrechte gehört zu den Prioritäten der aussenpolitischen Strategie 2020–2023 der Schweiz. In der Strategie Digitalaussenpolitik 2021–2024 der Schweiz liegt ein Fokus auf der Frage, wie sich das Potenzial der Digitalisierung im Interesse der Menschen und zum Erreichen der Ziele für nachhaltige Entwicklung nutzen lässt.

Die W'sHR App ist ein weiteres digitales Werkzeug im Dienste der Menschenrechte.

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