Wiederaufbau der Institutionen nach einem jahrelangen Krieg
Beinahe vierzig Jahre Unsicherheit und interne Konflikte haben Spuren hinterlassen. Die Bevölkerung ist immer noch traumatisiert vom blutigen Regime der Roten Khmer (1975–1979), das die institutionellen, wirtschaftlichen und sozialen Strukturen des Landes zerstört hat. Die internationale Gemeinschaft unterstützt Kambodscha beim Wiederaufbau. Angestrebt wird ein Staat, der gegenüber der Bevölkerung Verantwortung übernimmt, der öffentliche Dienstleistungen für alle bereitstellt und der für politische Stabilität und ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum sorgt. Obwohl bereits Fortschritte erzielt wurden, ist der Weg noch lang. Gerade bei der Armutsreduktion, im Gesundheits- und Bildungswesen sowie bei der Rechtsstaatlichkeit gibt es noch viel zu tun.
Die ersten lokalen Wahlen fanden 2002 statt. Aber der Demokratisierungsprozess geht nur langsam voran. Die Förderung der Menschenrechte und die Gesetzgebung müssen gestärkt werden. Eine Staatsreform wurde eingeleitet. Im Vordergrund steht eine Verbesserung der Strukturen der lokalen Gouvernanz. Eine dezentralisierte und bürgernahe Verwaltung soll der benachteiligten Bevölkerung in Zukunft den Zugang zu Schulbildung und Gesundheitsdienstleistungen erleichtern und ihre Teilhabe an Entscheiden über Entwicklungsvorhaben, die sie betreffen, sicherstellen.
Wirtschaftswachstum ja – aber für wen?
Kambodscha weist ein starkes Wirtschaftswachstum auf (6,5% 2012), was namentlich auf die Textilindustrie und den Tourismus zurückzuführen ist. Die Landwirtschaft ist die wichtigste Erwerbsquelle und Grundlage für die Ernährungssicherheit, wobei der Reis als wichtigstes Grundnahrungsmittel eine zentrale Rolle spielt. Vom Wirtschaftswachstum spürt die ländliche Bevölkerung (80% der Gesamtbevölkerung), die immer noch von der landwirtschaftlichen Selbstversorgung abhängig ist, jedoch sehr wenig.
Die Landkonzessionen an ausländische Investoren tragen sicherlich zu diesem Wirtschaftswachstum bei. Aber sie führen gleichzeitig zu Streitigkeiten, Vertreibungen und sozialen Spannungen. Die Regierung hat kürzlich versucht, Abhilfe zu schaffen, indem sie an 350 350`000 Familien Besitzurkunden verteilte. Eine gerechte Landverteilung und ein garantierter Zugang zum Boden sind unerlässlich für ein gerechtes Wirtschaftswachstum in Kambodscha.