Artikel, 25.05.2012

Ungefähr 1.5 Milliarden Menschen leben in fragilen oder konfliktbetroffenen Staaten. Sie zählen zu den Ärmsten dieser Welt. Aufgrund ihrer komplexen Situation muss die Entwicklungszusammenarbeit ihre Arbeitsweise anpassen. Wenn das Parlament die Botschaft über die internationale Zusammenarbeit 2013–2016 annimmt, kann die DEZA ihre Unterstützung für die fragilen Staaten substanziell erhöhen.

Ein Staat ist gemäss Definition der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) fragil, wenn die staatlichen «Strukturen nicht über den politischen Willen und/oder die Fähigkeit verfügen, die für die Armutsbekämpfung, die Entwicklung und die Gewährleistung der Sicherheit und der Menschenrechte ihrer Bevölkerung notwendigen Grundfunktionen wahrzunehmen.» 2011 galten aufgrund der verschiedenen Kriterien und Quellen der OECD 44 Staaten als fragil. Ihre Zahl nimmt seit 20Jahren zu. Die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) ist in mehreren fragilen Staaten aktiv, unter anderem in Afghanistan.

Schwache Institutionen, schlechte Regierungsführung und Unsicherheit behindern die Entwicklung fragiler Staaten. Keines dieser Länder hat auch nur eines der acht Millenniumsentwicklungsziele (MDG) erreicht, mit denen die Armut bis 2015 erheblich reduziert werden soll. Die fragile Staatlichkeit gewisser Länder des Südens hat auch Auswirkungen auf die Staaten des Nordens.

Integrierter Ansatz
Die internationale Hilfe für fragile Staaten wurde in den letzten Jahren zwar ausgebaut, doch bleibt ihre Qualität ungenügend. Die Entwicklungszusammenarbeit muss ihre Arbeitsweise anpassen, da sie hier mit Herausforderungen konfrontiert ist, die ihren klassischen Auftrag sprengen. Letztes Jahr haben sich die Geber in Busan (Südkorea) auf einen neuen Rahmen geeinigt. Damit soll der Verbesserung der Sicherheit, der Bekämpfung von Unrecht und der Schaffung von Arbeitsplätzen mehr Gewicht eingeräumt werden.

Die Geber sind zudem der Ansicht, dass ein integrierter Ansatz flexibler und effizienter ist: Alle Instrumente – (bilaterale und multilaterale) Entwicklungszusammenarbeit, humanitäre Hilfe, Diplomatie, Militär – haben ihre Berechtigung, doch braucht es eine enge Koordination zu ihrer Anpassung an einen unbeständigen Kontext.

Erhöhung der Hilfe
Gemäss der Botschaft über die internationale Zusammenarbeit der Schweiz 2013–2016, die dem Parlament vorgelegt wird, soll die Hilfe für fragile und konfliktbetroffene Staaten um 15 bis 20% erhöht werden. Mit diesem zusätzlichen Engagement könnte die DEZA die Fortschritte im Hinblick auf die Umsetzung der MDG beschleunigen.

Die DEZA möchte ihr Engagement in verschiedenen Regionen ausbauen, in denen sie bereits präsent ist, insbesondere in Westafrika. Zudem möchte sie neue Programme in Myanmar und am Horn von Afrika lancieren. Für diese Region wird derzeit ein integrierter Ansatz entwickelt.

Cover von Eine Welt

Dossier Eine Welt
Die ärmsten Menschen der Welt leben in fragilen oder konfliktbetroffenen Staaten, die einen erheblichen Entwicklungsrückstand aufweisen. Ihnen ist das Dossier des Magazins Eine Welt 2/2012 gewidmet. Ausserdem schildert eine Frau, die es gewagt hat, sich über die Gesetze der Taliban hinwegzusetzen, die Entwicklung Afghanistans. Die DEZA ist seit zehn Jahren in diesem fragilen Staat aktiv. Das Magazin enthält auch ein Gespräch mit Manuel Bessler, der den Bereich Humanitäre Hilfe leitet.

Eine Welt
Download (PDF, 10400 KB): [de] [fr] [it]
Bestellen

Cover of the Evaluation

Evaluation
Die Evaluation bezüglich Leistung der DEZA-Instrumente in fragilen Kontexten und Konfliktkontexten ergab, dass die DEZA ohne weiteres in der Lage ist, sich in fragilen Staaten zu engagieren. Sie verfügt über die richtige Kombination unterschiedlicher Ansätze und über operationelles Geschick, was es ihr erlaubt, im internationalen System eine wichtige und wertvolle Rolle zu spielen. Um ihr Potenzial voll auszuschöpfen, muss die DEZA jedoch flexibler agieren und ihre technischen Bemühungen vermehrt durch politisches Einvernehmen und politische Positionierungen ergänzen. Die DEZA hat eine Reihe von Instrumenten, die sich in fragilen Kontexten bewährt haben. Jedes Instrument für sich erzeugt gute Leistungen, diese könnten aber noch gesteigert werden, wenn die verschiedenen Instrumente stärker aufeinander abgestimmt würden. Auf diese Weise liessen sich auch die eigentlichen Ursachen von Konflikten und fragilen Kontexten besser angehen.

Evaluation of the performance of SDC instruments in fragile and conflict-affected contexts
Download (PDF, 1291 KB): [en]  
Bestellen
Beilagen [en]

Weiterführende Informationen und Dokumente

Letzte Aktualisierung 13.01.2023

Kontakt

Kommunikation EDA

Bundeshaus West
3003 Bern

Telefon (nur für Journalisten):
+41 58 460 55 55

Telefon (für alle anderen Anfragen):
+41 58 462 31 53

Zum Anfang