Gegen die Relativierung des Holocaust: International Holocaust Remembrance Alliance legt Prioritäten ihrer Arbeit fest

Medienmitteilung, 30.11.2017

Stätten des Gedenkens an den Holocaust bewahren und bereits die Relativierung, nicht erst die Leugnung des beispiellosen Massenmords des Nazi-Regimes zu bekämpfen: Diese Schwerpunkte wird die International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) in den kommenden Jahren als Prioritäten verfolgen. Dies entschieden die Delegierten der 31 Mitgliedstaaten an ihrer Plenarversammlung in Bern unter Schweizer Vorsitz. Dank des geschärften Fokus will die Allianz ihre Ziele noch wirksamer umsetzen, nämlich Forschung und Bildung in Bezug auf den Holocaust zu fördern sowie die Erinnerung an die Opfer durch Gedenkfeiern und –stätten wachzuhalten.

 Delegierte an der Plenarversammlung der IHRA in Bern.
An der Plenarversammlung der IHRA in Bern haben die Delegierten die Prioritäten für die Umsetzung ihrer Strategie festgelegt. © EDA

An ihrer Plenarversammlung in Genf im Juni 2017 hat sich die IHRA erstmals auf eine Strategie verständigt. An der zweiten Plenarversammlung unter dem Schweizer Vorsitz, dieses Mal nun in Bern, haben die Delegierten der 31 Mitgliedstaaten die Prioritäten festgelegt, denen sie bei der Umsetzung der Strategie in den nächsten Jahren Vorrang geben. Sie betreffen zum einen die Konservierung und den Schutz von Orten und Dokumenten über den Holocaust. Ausserdem will die Allianz nicht erst gegen die Leugnung des Holocaust ankämpfen, sondern bereits der Relativierung des Holocaust unter dem nationalsozialistischen Regime entgegentreten. „Die Definition dieser Prioritäten ist ein wichtiger Schritt für die IHRA“, sagt Botschafter Benno Bättig, der amtierende Vorsitzende der IHRA: „Wenn man auf weniger Themen fokussiert, diese aber gemeinsam und koordiniert angeht, wird die Arbeit der Allianz insgesamt wirksamer.“ Deshalb sei es wichtig gewesen, nach der Strategie im Juni nun auch festzulegen, wie die Strategie konkret umgesetzt werden soll. „Ich bin ein bisschen stolz darauf, dass unter dem Schweizer IHRA-Vorsitz diese Fokussierung erreicht werden konnte“, sagt Benno Bättig.

Vorausgegangen waren der Entscheidung des Plenums über die Schwerpunkte der IHRA zahlreiche Diskussionen unter den Allianz-Mitgliedern, sowohl an einem Vorbereitungstreffen Ende Oktober in Zürich als auch an verschiedenen Workshops während der viertägigen Plenarversammlung in Bern. Deren heutiger Abschluss mit der Festlegung der Prioritäten erlaubt nun der Schweiz und den künftigen Vorsitz-Ländern, konkrete Projekte vorzubereiten.

Die IHRA ist eine zwischenstaatliche Organisation, der derzeit 31 Mitgliedstaaten angehören. Unter Schweizer Vorsitz haben Bulgarien und Australien einen wichtigen Schritt zur baldigen Vollmitgliedschaft gemacht. Zu den institutionellen Partnern der IHRA gehören die UNO, der Europarat, das Büro für demokratische Institutionen und Menschenrechte der OSZE und die UNESCO, sowie die Conference for Material Claims against Germany und der International Tracing Service. Die Schweiz ist seit 2004 Mitglied der IHRA.

Der Schweizer Vorsitz nutzte die Plenarversammlung in Bern ausserdem für einen Anlass, an dem die interaktive Lern-App „Fliehen vor dem Holocaust“ präsentiert und eine neue Publikation über die Tätigkeiten von Carl Lutz vorgestellt wurde. Lutz, während des Zweiten Weltkriegs Vize-Konsul bei der Schweizer Gesandtschaft in Budapest, hatte 1944-1945 mit Mitarbeitern der Gesandtschaft dazu beigetragen, Zehntausende Juden zu retten. Im neuen Buch „Under Swiss Protection“ wird Carl Lutz‘ Tätigkeiten auf der Grundlage von Zeitzeugenberichten rekonstruiert.

Im Januar 2018 wird der Schweiz ausserdem im Rahmen der Internationalen Studientage über Bildung an der Pädagogischen Hochschule in Lausanne eine internationale Konferenz organisieren, an der die Aufklärung und den Unterricht über den Holocaust thematisiert werden wird.


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Letzte Aktualisierung 26.01.2022

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