Kakuma: Erwerb von beruflichen Kompetenzen in einem Flüchtlingslager


Ein Mann repariert in seiner Werkstatt einen Computer. Sechs Personen schauen ihm zu.
Alfadil Abdallah repariert in seinem Laden PCs und Mobiltelefone. © Fabian Urech/DEZA © Fabian Urech/DEZA

Das DEZA-Pilotprojekt vermittelt Flüchtlingen und der Lokalbevölkerung in Kakuma in angewandten Kursen Berufswissen, damit sie ihren Lebensunterhalt bestreiten können. In der ersten Phase des 2013 gestarteten Projekts erhielten über 500 junge Menschen eine Ausbildung. Die zweite Phase hat am Sommer 2017.

Land/Region Thema Periode Budget
Kenia
Berufsbildung
Migration
Bildung
nothemedefined
Berufsbildung
Zwangsvertreibung (Flüchtlinge, Binnenvertriebene, Menschenhandel)
Alltagsfähigkeiten
01.07.2016 - 31.08.2019
CHF  2’050’000

Das Städtchen Kakuma liegt in der tiefsten kenianischen Provinz. Nichts deutet bei der Ankunft darauf hin, dass sich nur 100 Kilometer weiter nördlich eine der schlimmsten humanitären Krisen der Welt abspielt. Im Südsudan sind neuerlich Kämpfe ausgebrochen. Das Land steht vor dem Kollaps, es droht eine Hungersnot. Hunderttausende Südsudanesen sind in den letzten Jahren geflüchtet.

Seit 2013 sind gegen 50000 nach Kakuma gekommen. Hier, jenseits eines ausgetrockneten Flussbetts, unterhält das UNO-Hochkommissariat für Flüchtlinge (UNHCR) eines der grössten Flüchtlingslager der Welt. Rund 180000 Menschen leben hier, über 50 Prozent stammen aus dem Südsudan.

Ein Riesendorf

Was 1992 als vorübergehende Notunterkunft für einige Tausend Menschen geplant war, ist zu einer gewaltigen Siedlung angewachsen. Man wähnt sich in einem riesigen Dorf: Überall kleine Läden, Mototaxis, Schulen, Basketballplätze. Viele Flüchtlinge leben seit Jahren hier, manche der jüngeren – sechs von zehn Bewohnern sind minderjährig – sind gar hier geboren. Da niemand das Lager ohne Bewilligung verlassen darf, ist diese Welt für viele die einzige, die sie kennen.

Alfadil Abdallah ist dennoch froh, hier zu sein. Der 28-Jährige stammt aus der westsudanesischen Krisenregion Darfur, wo seit über zehn Jahren Krieg herrscht. Vor fünf Jahren ist er mit seiner Schwester in den Südsudan, später nach Kenia geflüchtet. Seine Schwester verlor er unterwegs, zu seiner Familie konnte er den Kontakt bislang nicht wiederherstellen – ein Schicksal, das in Kakuma viele teilen.

Abdallah sitzt in einer der zahllosen Hütten aus Wellblech vor einem Computer. «Hong Kong Centre» heisst die Reparaturwerkstätte für PCs und Handys, die er letztes Jahr mit einigen Kumpels eröffnete. «Es läuft gut, ich bin dankbar, dass ich mir eine Zukunft aufbauen kann.» Der Sudanese gehörte zu den ersten Teilnehmern des Ausbildungsprogramms «Skills for Life». Das von der DEZA aufgegleiste Projekt wird von Swisscontact umgesetzt und zielt auf die berufliche Schulung junger Menschen. Angeboten werden drei- bis fünfmonatige «Kurzlehren» in zwölf Handwerksbereichen, etwa Informatik, Haareschneiden oder Schneidern. Viele der Absolventen hätten inzwischen kleine Läden eröffnet, erzählt Joseph Lenakiyo, der Projektleiter. «Wenn sie in ihre Heimat zurückkehren, werden ihnen diese Fähigkeiten helfen, eine neue Existenz aufzubauen.»

Berufe, die den lokalen Bedürfnissen entsprechen

In einer ersten Phase erhielten 580 Jugendliche, darunter Alfadil, eine Berufsausbildung. Im Sommer 2016 begann die zweite Phase des «Skills for Life»-Projekts. Ziel ist es, 2500 weitere Personen in 13 Berufen auszubilden, die den lokalen Bedürfnissen entsprechen. Damit erhalten Frauen und Männer zwischen 15 und 25 Jahren eine Ausbildung als Bauer, Mechaniker, Maurer, Abfallbewirtschafter, Schmied oder Werkzeugmacher. Andere lernen, Computer zu reparieren, Kleider zu schneidern oder Haare zu schneiden.

Unternehmer in Kakuma übernehmen die Rolle von Ausbildnern und geben ihr Wissen über Unternehmensführung weiter. Dabei werden auch Analphabeten nicht vergessen. Über 800 Menschen haben Kurse besucht, in denen sie lesen, schreiben und rechnen lernten.

 

(Auszug aus einem Artikel von Fabian Urech aus Eine Welt 4 / Dezember 2016)