Praktika in Schweizer Start-ups und Forschungslabors für IT-Talente aus Gaza

Fünf ehrgeizige Data-Science-Nachwuchstalente aus dem Gazastreifen sammeln wertvolle Erfahrungen in der Schweiz. Während eines viermonatigen Praktikums in einem Schweizer Start-up oder einem Forschungslabor der renommierten Universitäten von Lausanne und Freiburg tauchen sie in ein internationales Arbeitsumfeld ein.

Junge Data-Science-Nachwuchsunternehmer aus dem Gazastreifen auf dem EPFL-Campus.

Junge Data-Science-Nachwuchsunternehmer aus dem Gazastreifen auf dem EPFL-Campus. Von links nach rechts: Nizar Zaqout, Mohammed Abu Amira, Khalid Elejla und Ameer Alzerei. © DEZA & UCASTI

Die Praktika werden im Rahmen von «Bridges to Growth», einem DEZA-Programm zur Förderung des Wissenstransfers und der Jugendbeschäftigung im Besetzten Palästinensischen Gebiet, angeboten. Projektpartner sind die Eidgenössische Technische Hochschule Lausanne (EPFL), die Fachhochschule Westschweiz (HES-SO) in Freiburg und das Technologiezentrum des University College of Applied Science (UCAS TI) in Gaza. Ziel von Bridges to Growth ist es, die Fähigkeiten palästinensischer Hochschulabsolventinnen und ‑absolventen in einem internationalen Arbeitsumfeld zu fördern sowie dauerhafte und vertrauensvolle Beziehungen zwischen der Schweizer Start-up-Szene, der Wissenschaft und den Kolleginnen und Kollegen im Besetzten Palästinensischen Gebiet aufzubauen. 

Nizar Zaqout lernt, 3D-Objekte zu zeichnen.
Nizar Zaqout lernt, 3D-Objekte zu zeichnen. © DEZA und UCASTI

Nizar Zaqout ist einer der fünf Teilnehmer der ersten Gruppe von Praktikanten. Der auf Cybersicherheit spezialisierte Webentwickler arbeitete früher als Ausbilder für Amazon Web Services im Gazastreifen. Seit April 2023 ist er nun beim Start-up A-LL Creative Technology in Freiburg im Einsatz. Dieses Unternehmen arbeitet mit Kunstschaffenden und Marken zusammen, um mithilfe neuester Technologie, etwa künstlicher Intelligenz, Virtual Reality und Augmented Reality, sinnliche Erlebnisse zu schaffen.

«Für mich ist das eine ganz neue Erfahrung. Ich komme aus dem Gazastreifen, dies ist mein erster Auslandaufenthalt. Er wird in verschiedener Hinsicht prägend sein, auch kulturell und durch all die Leute, die ich hier kennenlerne. Nach meiner Rückkehr möchte ich das, was ich in der Schweiz gelernt habe, weitergeben, meine Erfahrungen teilen und erklären, wie der Software Development Life Cycle funktioniert. Ausserdem möchte ich ein integriertes Team aufbauen, denn es gibt im Gazastreifen viele qualifizierte Leute mit unterschiedlichem Erfahrungshintergrund, wie Backend- und Frontend-Entwicklung, Datenanalyse und Cloud Computing.» 

A-LL Creative Technology (en)

Basem Khalaf auf dem morgendlichen Arbeitsweg zu Swiss EdTech Collider auf dem EPFL-Campus.
Basem Khalaf auf dem morgendlichen Arbeitsweg zu Swiss EdTech Collider auf dem EPFL-Campus. © DEZA und UCASTI

Basem Khalaf studiert künstliche Intelligenz und Data Science. Im Gazastreifen arbeitete er als Netzwerkingenieur für Ooredoo. Nun gehört er zum Team von Swiss EdTech Collider, einem Big-Data-Unternehmen im Bereich saubere Energie, das eine Software zur automatischen Erkennung und Vorhersage von Fehlern in Solarmodulen entwickelt hat. 

«Während dieses viermonatigen Einsatzes in einer Schweizer Firma lernen wir eine neue Gesellschaft und Kultur kennen. Das ist eine grossartige Erfahrung für mich und meine Gemeinschaft, insbesondere den Gazastreifen. Gleichzeitig bietet das Praktikum Gelegenheit zur Zusammenarbeit und zur Vernetzung mit dem europäischen Markt ganz allgemein.»

Das Programm Bridges to Growth steht Bachelorstudierenden im letzten Jahr sowie Masterstudierenden und jungen Berufsleuten offen, deren Abschluss höchstens fünf Jahre zurückliegt. Im Rahmen dieses zweijährigen Projekts werden zwei Dutzend Studierende aus Gaza ein Stipendium für ein Praktikum erhalten. Zudem werden vierzig Personen im Rahmen des Auswahlverfahrens an einem von der EPFL Extension School konzipierten und durchgeführten Onlinekurs in maschinellem Lernen teilnehmen. 

Swiss EdTech Collider (en)

Abdallah Altahrawi, UCASTI-Programmdirektor:

«Die Bedeutung des Programms Bridges to Growth kann gar nicht genug betont werden, denn es bietet palästinensischen Studierenden einen seltenen Einblick in das Schweizer Tech-Ökosystem, das für seine zukunftsweisenden Innovationen und seine weltweiten Impulse bekannt ist. Ein solches Praktikum ist nicht nur für die berufliche Entwicklung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer wertvoll, sondern trägt nach deren Rückkehr hoffentlich auch zur Stärkung und Verbesserung des Tech-Ökosystems im Gazastreifen bei.»

Die erste Gruppe von Studierenden hat ihr Praktikum noch nicht abgeschlossen, und schon bereitet sich die zweite Gruppe auf ihren Einsatz vor. Aus 380 Bewerbungen werden sieben Personen ausgewählt. Die Mehrheit der Kandidierenden auf der Shortlist sind Frauen.

Im Rahmen des Kooperationsprogramms 2021–2024 für den Nahen Osten baut die Schweiz ihr Engagement in den Bereichen digitale Wirtschaft und digitales Unternehmertum aus. Der Tech-Sektor trägt zur Diversifizierung und Anbindung der palästinensischen Wirtschaft an die globalen Märkte bei und schafft menschenwürdige Arbeitsplätze für Junge.

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