Sandros Traum von der eigenen Käserei
Sandro Didebashvili ist einer von sieben Schülerinnen und Schülern der Swiss Agricultural School Caucasus aus Georgien, die für zwei Wochen die Schweiz besucht haben. Auf dem Stundenplan stehen Viehaltung, Futter und Käse. Die DEZA unterstützt Georgien bei der Agrar-Ausbildung.
Welches Futter ist ideal für Schafe und wie melkt man sie am besten? Die Klasse besucht einen Stall in der Nähe von Chur. © DEZA
Es ist einer der letzten warmen Sommertage im September 2022. Rund um den Plantahof, die landwirtschaftliche Schule in Landquart GR, steht der Mais in den Feldern meterhoch. Drinnen treffen sich die Schülerinnen und Schüler gerade in der Mensa zum Mittagessen. Auf dem Menu stehen Nudeln, Geschnetzeltes an Rahmsauce und Brokkoli.
Ein Tisch in der Mitte des Raumes fällt auf: Hier wird kein Bündner Dialekt gesprochen, sondern Georgisch. Sieben Schülerinnen und Schüler der Swiss Agricultural School Caucasus sind es, die für zwei Wochen von Georgien in die Schweiz gereist sind, um am Plantahof und bei Praktika auf Bauernhöfen und in Käsereien Schweizer Technologie und landwirtschaftliches Know-How zu erlernen.
Einer von ihnen ist Sandro Didebashvili aus der georgischen Hauptstadt Tiflis. «Mir gefällt es, auf dem Land zu arbeiten. Dort ist es nicht so anstrengend wie in der Stadt», sagt er in fliessendem Deutsch. Früher hat er ein paar Jahre lang in Deutschland gelebt. Jetzt sehe er aber grosses Potenzial in der Landwirtschaft in seinem Heimatland Georgien. Eines Tages wolle er dort seine eigene Käserei eröffnen, sagt er.
Sandro Didebashvilis Ausbildung am Plantahof ist Teil einer grösseren Schweizer Berufsbildungskampagne in Georgien. Die Schweiz unterstützt die Region Südkaukasus seit über dreissig Jahren bei der wirtschaftlichen und demokratischen Entwicklung. Insbesondere der Ausbau der Wertschöpfungskette im ländlichen Raum steht dabei im Vordergrund. Nach wie vor betreiben viele Bäuerinnen und Bauern in Georgien Subsidiaritätswirtschaft, stellen ihre Produkte also in erster Linie für den Eigenverbrauch her.
«Die Verbesserung der landwirtschaftlichen Produktionsmethoden und die Ausbildung im Agrarsektor sind essenziell für die Bekämpfung der Armut in Georgien», sagt Danielle Meuwly, die das Schweizer Kooperationsbüro in Tiflis leitet. In Georgien seien bis zu 40 Prozent der Bevölkerung in der Landwirtschaft beschäftigt, der Agrarsektor trage aber nur gerade acht Prozent zur Wirtschaftsleistung des Landes bei.
«Die Schweiz verfügt über viel Know-How und ein Berufsbildungssystem, das gut auf die Landwirtschaft in Berggebieten angepasst ist», sagt Danielle Meuwly. Dieses Wissen wolle man nach Georgien exportieren, um dort Perspektiven und Arbeitsplätze zu schaffen.
Die Landwirtschaftsprojekte der DEZA zielten in erster Linie auf die Landbevölkerung in den teilweise isolierten Bergregionen ab. Zudem lege man Wert darauf, die Projekte geschlechterinklusiv zu gestalten und Männer und Frauen in gleichen Teilen miteinzubeziehen. «In Georgien gibt es viele Frauen, die einige Kühe besitzen und etwas Milch verkaufen oder Käse herstellen», sagt Meuwly. Dass sie von der Zusammenarbeit profitieren zeigt sich auch in der Auswertung des bisherigen Schweizer Engagements: In der Region Südkaukasus (Armenien, Aserbaidschan und Georgien) wurden durch Projekte der Schweizer Zusammenarbeit zwischen 2017 und 2021 1150 Jobs für Frauen geschaffen.
Zurück in den Kanton Graubünden: Nach dem Mittagessen geht es für Sandro und seine Mitschülerinnen und Schüler weiter in Richtung Chur. Am Nachmittag steht ein Besuch im Waldhaus an, einem Ausbildungsbetrieb des Plantahofs, in dem die Klasse mehr über die Schafs- und Ziegenzucht lernt. Später sollen sie dabei sein, wenn die Tiere gemolken werden. Und am Abend sind die Georgierinnen und Georgier dann auf der Alp Parpan zum Znacht eingeladen. Es gibt Fondue.