Die Welt zu Gast in den Kinos von Nyon

Die Zusammenarbeit zwischen der DEZA und dem Dokumentarfilm-Festival Visions du Réel wird auch 2022 fortgesetzt. Die 53. Ausgabe findet vom 7. bis 17. April 2022 statt. Mit dieser Kulturpartnerschaft unterstützt die DEZA zahlreiche Kunstschaffende aus dem globalen Osten und Süden und erleichtert ihnen den Zugang zu einem internationalen Netzwerk. Dort können sie ihre Botschaften weitervermitteln. Seydou Cissé, Filmemacher aus Mali, ist einer von ihnen.

 Teilnehmer des Festivals Visions du Réel treffen sich in Nyon.

Seit 2002 unterstützt die DEZA das Festival, bei dem auch Dokumentarfilme aus Ländern des Südens und Ostens gezeigt werden. © Visions du Réel

Das Projekt von Seydou Cissé war Teil des Programms des letztjährigen Festivals Visions du Réel. Der Regisseur wurde zum «Rough Cut Lab» eingeladen, einem der zahlreichen Workshops für professionelle Filmschaffende, die während des Festivals und während des Jahres stattfinden. Ziel des Labs ist es, das Networking und die Projektbegleitung zu fördern.

In diesem Workshop hatte Seydou Cissé die Gelegenheit, sich mit verschiedenen Experten über den laufenden Schnitt seines Films auszutauschen und mit anderen Teams zu sprechen, die sich in der gleichen Phase ihres Projekts befanden. «Durch den Austausch mit anderen Teams fühlten wir uns einander nah und weniger allein», erzählt Cissé mit Blick auf seinen eigenen Werdegang. «Auf die Fragen im Zusammenhang mit den Herausforderungen, vor die uns einige Filme stellten, erhielten wir klare Antworten. Ich denke dabei insbesondere an die Notwendigkeit, den Film für jedes Publikum und jede Kultur zugänglich zu machen, was für mich wesentlich ist.» 

 Nahaufnahme von Seydou Cissé.
Seydou Cissé aus Mali brachte 2021 sein Filmprojekt ans Visions du Réel mit. © Visions du Réel

Nach dem Austausch konnte Cissé seinen Dokumentarfilm auf dem renommierten Internationalen Dokumentarfilmfestival in Amsterdam als Weltpremiere vorstellen. Auch in seinem Heimatland Mali stiess er auf positive Resonanz. «Andere Filmschaffende in meinem Land wollten den Film sehen. Der malische Verband der Filmschaffenden nahm mich als Mitglied auf, und ich erhielt viele Anfragen, den Film auf internationalen Festivals zu präsentieren.»

Die Teilnahme am Festival Visions du Réel eröffnete für Seydou Cissé also sowohl auf lokaler als auch auf internationaler Ebene neue Kontaktmöglichkeiten. Hier kommt die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) ins Spiel. Das Festival ist seit 50 Jahren ein Muss sowohl für Dokumentarfilmexpertinnen und -experten als auch für Kinogängerinnen und Kinogänger, die sich für eine vielfältige Sicht auf die Welt interessieren.

Kunst fördert den Dialog

 Nahaufnahme von Emilie Bujès
Emilie Bujès, künstlerische Leiterin des Festivals. © Sebastien Agnetti

«Die DEZA unterstützt zahlreiche Kunstschaffende in den Ländern des Südens und Ostens bei ihren Bemühungen, Brücken zu bauen und den Dialog auf regionaler, aber auch auf internationaler Ebene zu fördern», sagte Bundespräsident Ignazio Cassis bei der Eröffnung des Festivals. Das Beispiel von Seydou Cissé veranschaulicht die Ziele, welche die DEZA mit Kulturpartnerschaften wie jener mit dem Festival Visions du Réel anstrebt. Die Partnerschaften sollen Filmemacherinnen und -machern sowie Produzentinnen und Produzenten aus den Ländern des Südens und des Ostens den Zugang zum Schweizer Publikum erleichtern und ihnen den Weg in den internationalen Markt ebnen.

Ihnen dabei zu helfen, sich bekannt zu machen und Einkommensquellen zu erschliessen, ist auch mit dem übergeordneten Ziel verknüpft, die lokale Kunstszene zu stärken. «Die Länder, in denen die DEZA tätig ist, verfügen über wenig Mittel zur Förderung von Kunst und Kultur», erklärt Rudi von Planta, Leiter Kultur und Entwicklung der DEZA. «Die DEZA fördert das künstlerische Schaffen, aber auch die Ausbildung und den Zugang der lokalen Bevölkerung zu Kunst und Kultur.» Eine Plattform wie Visions du Réel ist dafür bestens geeignet.

 Nahaufnahme von Martine Chalverat
Martine Chalverat, administrative und operative Leiterin des Festivals. © Visions du Réel

«Wir führen enge und sehr produktive Gespräche mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der DEZA. Dadurch können wir unser Projekt, das den Ländern des globalen Südens und des globalen Ostens gewidmet ist, auf unterschiedliche Weise weiterentwickeln. Wir können namentlich besser auf ihre Bedürfnisse eingehen», erklärt Emilie Bujès, die künstlerische Leiterin des Festivals. Den Kunstschaffenden aus diesen Regionen der Welt eine Stimme zu geben, ist ein gemeinsames Ziel beider Organisationen. «Jedes Jahr werden rund 3000 Filme für das Festival angemeldet – die offizielle Auswahl umfasst in diesem Jahr 124 Filme», sagt Martine Chalverat, die administrative und operative Leiterin.

2022 stammen von 124 Filmen 33 (oder 27%) aus Ländern des Südens und des Ostens, 16 davon aus Schwerpunktländern der DEZA. Die ausgewählten Dokumentarfilme behandeln häufige Themen wie Familie, Rückkehr in die Heimat oder Migration. «Die Künstlerinnen und Künstler setzen sich mit wichtigen lokalen und internationalen Herausforderungen auseinander, die ihre Entwicklung prägen. Aus diesem Grund trägt die Förderung von Kunst und Kultur zur Erreichung von Zielen der nachhaltigen Entwicklung bei. Mit ihrem Engagement fördert die Schweiz ein besseres Verständnis zwischen den Völkern», erklärt Rudi von Planta.

Neuer Workshop für Vision du Réel

Mit der Unterstützung der DEZA wurde das VdR-Development Lab ins Leben gerufen. «Es ist wichtig, dass wir Filmschaffenden, die an solchen Aktivitäten teilnehmen wollen, helfen, sich auf den internationalen Markt vorzubereiten», betont Emilie Bujès. Das VdR-Development Lab soll während eines Jahres (inkl. Teilnahme am Festival mit speziellen Treffen) ein Programm anbieten, das Mentoring, Entwicklungsbegleitung und Unterstützung beim Schnitt – z. B. eines Trailers – umfasst. Auch ein Stipendium ist vorgesehen, das Fachpersonen aus fragilen Ländern ermöglichen soll, im internationalen Umfeld Fuss zu fassen.

In einer globalisierten Welt ist es wichtig, den Kunstschaffenden aus dem Süden und Osten mehr Gehör zu verschaffen. Auf den Kinoleinwänden von Nyon wird das im April zur Realität.

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