openIMIS erleichtert den Zugang zu medizinischer Versorgung

Die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit nutzt das Potenzial der neuen Technologien, um Herausforderungen im Gesundheitswesen anzugehen. Ein QR-Code, der den Zugang zu einer hochwertigen Gesundheitsversorgung gewährt, erleichtert den Einsatz von openIMIS. Die openIMIS-Initiative wurde von der DEZA lanciert und wird in gewissen Ländern mit niedrigem Einkommen wie Tansania oder Gambia bereits umgesetzt. Ein Blick auf dieses «Tech4Good»-Projekt zeigt, dass es sich um eine effiziente digitale Lösung für die Gesundheit handelt.

Ein Mann macht mit seinem Mobiltelefon ein Porträtfoto von einer Frau, die vor einer orangefarbenen Wand steht.

Die DEZA unterstützt sowohl auf bilateraler als auch auf globaler Ebene die Entwicklung innovativer Technologien in den Bereichen Gesundheit und soziale Sicherheit. © EDA

Lina lebt mit ihren beiden Kindern in einem Dorf in Tansania. Nach einem schlimmen Sturz geht sie zum Arzt und zeigt ihm als Erstes eine Karte mit einem QR-Code. Der Arzt scannt den Code und erhält so Zugang zu ihren Daten sowie auch zu jenen ihrer Kinder. Er prüft ihre Versicherungsdeckung und erfasst die benötigte medizinische Behandlung. Zu diesen Daten hat auch die Krankenversicherung Zugriff, die die Anfrage prüft und die Zahlung genehmigt. Lina kann sofort mit der Behandlung beginnen.

Die Geschichte von Lina zeigt, dass die neuen Technologien einen wichtigen Beitrag für den Zugang zu einer qualitativ guten und sicheren Gesundheitsversorgung in Ländern mit niedrigem Einkommen leisten. Die Zahl der Menschen, die wegen hohen Gesundheitsausgaben weiter in die Armut gefallen sind, beläuft sich weltweit auf 100 Millionen. Die Herausforderung von Ländern wie Tansania besteht daher darin, in schlecht erschlossenen ländlichen Gebieten eine flächendeckende Gesundheitsversorgung aufzubauen, die den Zugang zu den Gesundheitssystemen erleichtert. Dies sind wichtige Schritte, um die Ziele für nachhaltige Entwicklung der Agenda 2030 zu erreichen und sicherzustellen, dass niemand zurückbleibt. Doch wie kann die grosse Daten- und Informationsmenge auf administrativer Ebene verwaltet werden, und wie lassen sich lange Strecken für den Bezug von Geld, das Ausfüllen von Papierdokumenten sowie Fehler und Betrugsrisiken vermeiden? Die Digitalisierung begünstigt einen Systemwechsel. Sowohl auf bilateraler als auch auf globaler Ebene unterstützt die DEZA die Entwicklung von innovativen Technologien im Gesundheits- und Sozialschutzbereich. openIMIS (Open Insurance Management Information System) ist ein Beispiel dafür. Ein Smartphone genügt, um die Informationen zu erfassen, zu verarbeiten, zu aktualisieren und rasch zu verbreiten. Handys und eine Internetverbindung stehen auch in vielen Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen zur Verfügung.

Wie funktioniert openIMIS? Einige Bilder, die das Schweizer Kooperationsbüro in Tansania gesammelt hat.

openIMIS: eine digitale Lösung für einen umfassenden Zugang zu Gesundheit

 Eine Frau scannt mit ihrem Mobiltelefon einen QR-Code auf einem Blatt Papier.
openIMIS ist ein Beispiel für die Möglichkeiten, die digitale Technologien für Diplomatie, Armutsbekämpfung und Nachhaltigkeit bieten. © EDA

openIMIS ist eine Open-Source-Software, die die Daten von Patientinnen und Patienten, Leistungserbringern und Finanzierungsträgern verbindet. Sie kann beispielsweise von Krankenversicherungen und anderen Sozialversicherungen in Ländern mit mittlerem und geringem Einkommen verwendet werden. Sie erlaubt eine Online-Erfassung sämtlicher Patientendaten und einen Zugang für die Versicherten über einen QR-Code. Auch Lina konnte auf diese Weise sich selber und ihre Kinder im Gesundheitssystem registrieren. Die digitale Verwaltung erleichtert das Abrechnungswesen und eine laufende Aktualisierung der Daten.

Die openIMIS-Initiative entstand aus einer Zusammenarbeit zwischen der DEZA, die 2012 die Erstentwicklung der Software durch das Schweizerische Tropen- und Public Health-Institut (Swiss TPH) in Tansania unterstützte, und dem deutschen Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), das die Anpassung und Einführung der Software in Nepal im Jahr 2014 finanzierte. Daraus entwickelte sich die Idee der Open-Source-Version: Die Software wurde im Verlauf der Jahre auch für Kamerun, die Region Kivu (Demokratische Republik Kongo), den Tschad und Gambia angepasst. Zudem arbeiten bilaterale und multilaterale Geberinstitutionen daran, openIMIS an verschiedene Versicherungssysteme anzupassen. Dies trifft zu auf die französische Entwicklungsagentur (AFD) in Kamerun, auf die belgische Zusammenarbeitsagentur (Enable) in Sansibar, Mauretanien und im Niger, die Weltbank, die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) in Usbekistan, Bangladesch, Pakistan, Burkina Faso und Haiti.

Sustainable Development goals Agenda 2030
© EDA

Die DEZA hat zusammen mit dem BMZ einen Fonds zur Finanzierung von Machbarkeitsstudien für die Anpassung von openIMIS an neue Kontexte eingerichtet. «Mit der Zeit haben wir festgestellt, dass ein grosses Interesse an der Software besteht, und uns wurde Folgendes bewusst: Wenn wir uns zusammengeschlossen hätten, um die Software international zu fördern, hätten sie andere Länder in die Finanzierungsverfahren für ihre Gesundheitssysteme einbeziehen können», erklärt Olivier Praz, Senior Policy Advisor der Abteilung Globalprogramm Gesundheit der DEZA. Heute sind mehr als fünf Millionen Menschen Krankenversicherungssystemen angeschlossen, die mit openIMIS verwaltet werden.

Der Grundsatz der Open-Source-Software besteht darin, dass alle den Quellcode, der ständig weiterentwickelt wird, kopieren, ändern oder verbreiten können. Er wird an die Gegebenheiten der verschiedenen Länder angepasst. «Trotz der unterschiedlichen Strategien und politischen Systeme sind die grundlegenden Prozesse der Gesundheitssysteme – wie das Personalmanagement oder die Finanzierung der Gesundheitsleistungen – in den verschiedenen Ländern sehr ähnlich», so der Experte. 

Eine Software, die auch in Notfällen ein rasches Handeln ermöglicht

Ein Mann sitzt an einem Schreibtisch und füllt ein Formular aus.
Mehr als fünf Millionen Menschen sind derzeit in Krankenversicherungssystemen versichert, die von openIMIS verwaltet werden. © EDA

Die Covid-19-Pandemie hat allen die Bedeutung und Notwendigkeit von widerstandsfähigen Gesundheits- und Sozialsystemen vor Augen geführt. Die Digitalisierung spielt in allen Ländern eine zentrale Rolle, um die Gesundheitssysteme zu verbessern und finanziell tragbar zu machen.

openIMIS und die entsprechenden Applikationen machen dies deutlich. Ein Beispiel aus Gambia: Die Regierung setzte während der Pandemie zusammen mit der National Nutrition Agency und mit der Unterstützung der Weltbank openIMIS ein, um den Familien, die die finanziellen Auswirkungen der Pandemie zu spüren bekamen, Notbeiträge zukommen zu lassen. Das System bleibt das gleiche: Die Staatsangestellten scannen den Strichcode, um die Daten ganzer Familien zu kontrollieren und zu aktualisieren, anschliessend erfolgt die Aushändigung des Geldes und die Nachprüfung der Auszahlung.

Es gibt viele Erfahrungsberichte wie jenen des 50-jährigen Lehrers Burang Baldeh. Die Stelle für die Auszahlung des Geldes lag fünfzehn Minuten von seinem Haus entfernt. Die frühzeitige Sozialhilfe war für ihn sehr wichtig, da die ganze Familie von seinem Monatslohn lebt. Dank der raschen Geldüberweisung hatten seine Kinder auch in der magersten Jahreszeit zu essen. Auch Amie Jallow, 31 Jahre, beschreibt die Regensaison wegen der knappen Lebensmittelvorräte als die schwierigste Zeit des Jahres. Nachdem die Regierung die Unterstützung der Familien während der Pandemie bekannt gegeben hatte, begab sie sich zur einen Stunde entfernten Auszahlungsstelle und nach eineinhalb Stunden war die Geldüberweisung abgeschlossen. So konnte sie ohne Darlehen und Tauschgeschäfte das nötige Essen kaufen und musste nicht auf eine oder mehrere Mahlzeiten pro Tag verzichten.

openIMIS und die entsprechenden Applikationen verdeutlichen – so wie viele andere Beispiele – die Möglichkeiten der digitalen Technologien im Bereich der Diplomatie, Armutsbekämpfung und Nachhaltigkeit. Mit der Verabschiedung der Strategie Digitalaussenpolitik 2021–2024 anerkannte der Bundesrat dieses Potenzial. Die in immer mehr Ländern eingesetzten digitalen Instrumente werden der Schlüssel für die Bewältigung der globalen Herausforderungen sein, die uns alle betreffen. 

Das von der DEZA unterstützte Projekt in der Region Dodoma in Tansania, 2014.

Internationale Zusammenarbeit

Die Internationale Zusammenarbeit (IZA) der Schweiz basiert auf der aussenpolitischen Strategie (APS) des Bundes und hat zum Ziel, die Armut in den Entwicklungsländern zu bekämpfen und zu deren nachhaltigen Entwicklung beizutragen. Gesundheit ist ein Schlüsselfaktor für Entwicklung: Im Zentrum des DEZA-Engagements im Bereich Gesundheit stehen die Stärkung der Gesundheitssysteme, die Bekämpfung übertragbarer und nichtübertragbarer Krankheiten, die Verbesserung der sexuellen und reproduktiven Gesundheit sowie die Förderung der Gesundheit von Müttern, Neugeborenen und Kindern.

Strategie der internationalen Zusammenarbeit 2021–2024

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