«Der Mensch muss beim Kampf gegen die Wüstenbildung im Zentrum bleiben»

Artikel, 11.06.2014

Die DEZA ist Mitorganisatorin einer öffentlichen Konferenz, die am 17. Juni 2014 anlässlich des Welttags für die Bekämpfung der Wüstenbildung in Genf durchgeführt wird. Die Referenten werden auf die Bedeutung der Ökosysteme in diesem Bereich eingehen. Als Programmverantwortlicher der DEZA im Bereich Ernährungssicherheit wird Yves Guinand die Haltung der Schweiz vorstellen.

Wie können Eingriffe in das Ökosystem zur Sanierung von verödeten Böden beitragen? Zur Sensibilisierung für dieses Thema organisieren die DEZA und die NGO «Initiatives of Change International» am 17.Juni 2014 in Genf eine öffentliche Tagung über die Bekämpfung der Wüstenbildung.

Fünf Referenten der UNO, von nichtstaatlichen Organisationen und der Universität Bern sowie der DEZA-Programmverantwortliche Yves Guinand werden an der Diskussion teilnehmen. Als Einleitung wird ein Kurzfilm der Weltbank über Äthiopien gezeigt. Nach den Referaten folgt eine Diskussionsrunde. Die Veranstaltung steht im Zeichen des Welttages für die Bekämpfung von Wüstenbildung und Dürre.

Warum hilft die Stärkung der Ökosysteme beim Kampf gegen die Wüstenbildung?
Yves Guinand: In den ariden und semiariden Regionen, wo die Wüstenbildung besonders bedrohlich ist, sind die Ökosysteme äusserst empfindlich. Das kleinste Ungleichgewicht zwischen Regenwasser, Ackerbau und Weidenutzung führt zu Wüstenbildung. Eine in einem Tal angelegte Strasse kann zum Beispiel bei starkem Regen zu einem verheerenden Bach mit Schlammlawinen werden. Die Ökosysteme stärken heisst zum Beispiel, die Bevölkerung und die Politik auf diese Anfälligkeit aufmerksam zu machen.

Wie erfolgt diese Stärkung vor Ort?
Ausgewählt wird oft ein Gebiet, das sowohl nicht beeinträchtigte Böden wie auch mehr oder weniger degradierte bis ganz zerstörte Böden umfasst. Die Stärkung des Ökosystems kann ebenso gut darauf abzielen, den gesunden Teil zu erhalten wie auch den zerstörten Teil wiederherzustellen. Die Zerstörung des Bodens und die Wüstenbildung geschehen sehr schnell, während die Sanierung sehr viel mehr Zeit und Geld erfordert. Auch wenn es billiger ist, den Boden zu erhalten als zu sanieren, widmen sich die Geldgeber zurzeit lieber der Sanierung, weil sie mehr ins Auge fällt und ihnen mehr «Erfolgsgeschichten» einbringt.

Bezieht die DEZA die Stärkung der Ökosysteme in ihre Strategie ein?
Die Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen und insbesondere die nachhaltige Bodennutzung ist ein wichtiger Teil der Arbeit der DEZA. Dieser Bereich berührt mehrere Schlüsselthemen ihres Engagements wie etwa Wasser, Ernährungssicherheit, Klimawandel und Migration. Er ist jedoch für die Schweiz, die ihre Aktivitäten auf die Menschen und die Beseitigung der Armut ausrichtet, nicht Selbstzweck. Der Mensch muss beim Kampf gegen die Wüstenbildung im Zentrum bleiben. Darauf möchte ich in meinem Referat am 17.Juni eingehen. Der Schweiz geht es in erster Linie um die Frage, wie die Lebensbedingungen der Menschen bis 2050 verbessert werden können. Die Bekämpfung der Wüstenbildung durch die Stärkung der Ökosysteme ist eine von zahlreichen Antworten auf diese Herausforderung.

Wie unterstützt die DEZA den politischen Dialog über die Rolle der Ökosysteme im weltweiten Kampf gegen die Wüstenbildung?
Die Schweiz setzt sich aktiv für die Umsetzung des UNO-Übereinkommens zur Bekämpfung der Wüstenbildung ein, das sie 1996 ratifiziert hat. Das Übereinkommen liefert den Rahmen und die Regeln für den Umgang mit ariden Ökosystemen sowie für die Entwicklungshilfe. Die Schweiz unterstützt auch weltweite Netzwerke, die sich im Kampf gegen die Wüstenbildung engagieren. Diese Netzwerke werden von zivilgesellschaftlichen Organisationen nach dem Vorbild des Netzwerks DRYNET verwaltet, in dem NGO aus vier Kontinenten zusammengeschlossen sind. Das Netzwerk beteiligt sich auch direkt an der Umsetzung der Ziele des UNO-Übereinkommens zur Bekämpfung der Wüstenbildung. Es gibt den lokalen NGO die Möglichkeit, ihre Erfahrungen und Erfolge weltweit untereinander auszutauschen. Mit solchen Netzwerken beeinflussen sie die politische Debatte und erreichen, dass gewisse Programme zum Umgang mit Ökosystemen auf nationaler Ebene festgeschrieben werden. Das hat zweifellos eine nachhaltige Wirkung. Der DEZA kommt hier eine Pionierrolle zu: Sie glaubt an die langfristige Wirksamkeit dieser Netzwerke.

Konferenz: Ökosystembasierter Ansatz bei der Anpassung an den Klimawandel