DEZA unterstützt Pakistan in der Katastrophenvorsorge

Artikel, 20.04.2015

Maria Daud ist Projektmanagerin im Bereich Ernährungssicherheit und Katastrophenvorsorge bei der NGO Malteser International, die von der DEZA unterstützt wird. Anlässlich der Jahrestagung der Humanitären Hilfe des Bundes in Bern 2015 sprach sie über ihre Erfahrungen.     

Maria Daud in der Lobby des Kursaals in Bern.
Maria Daud erklärte an der Jahrestagung der Humanitären Hilfe des Bundes 2015, wie Pakistan mit der Bedrohung durch Naturkatastrophen umgeht. © DEZA

Maria Daud, würden Sie bitte kurz das Konzept der Katastrophenvorsorge erklären?
Katastrophenvorsorge verringert die Anfälligkeit von Gemeinwesen in katastrophengefährdeten Gebieten. Zwei Ansätze sind zentral: Kapazitätsaufbau und Folgenbegrenzung. Katastrophenvorsorge soll den Gemeinwesen helfen, Kapazitäten zur Bewältigung von Katastrophen aufzubauen und sich vor den Folgen von Katastrophen zu schützen.

Zudem ist Katastrophenvorsorge gleichbedeutend mit Vorbereitung. Wenn die Menschen gut vorbereitet sind, können sie die Auswirkungen einer Katastrophe begrenzen.

In welchen Gebieten Pakistans ist Katastrophenvorsorge am dringendsten notwendig, und weshalb?
Pakistans Topografie variiert stark – es gibt Gebirge, Wüsten, Ströme, Grossstädte – und das gilt auch für die möglichen Katastrophen.

In Pakistan kommen Lawinen, Erdrutsche, Überschwemmungen und Erdbeben vor. Im Norden des Landes sind schwere Regen- und Schneefälle sowie Sturzfluten die grössten Gefahren. Diese haben verheerende Auswirkungen, weil den Menschen keine Zeit zur Flucht bleibt. Sturzfluten können innert Minuten ganze Dörfer wegspülen.

Die Teile Pakistans, die nur wenig über dem Meeresspiegel liegen, sind häufig überschwemmt. Schwere Schneefälle im Norden führen zu Überschwemmungen im Süden.

Zudem gibt es in Pakistan Wüstengebiete mit jährlichen Dürreperioden. Eine der Folgen ist Mangelernährung, insbesondere bei Kindern. In Pakistan braucht es für die verschiedenen Regionen und die verschiedenen Bedrohungsszenarien recht unterschiedliche Projekte.     

Sie arbeiten für das Pakistan-Programm von Malteser International. Was unternimmt die Organisation im Hinblick auf die Katastrophenvorsorge?
Malteser International ist seit 2006 in Pakistan tätig und hat eine eigene gemeinwesenbasierte Strategie der Katastrophenvorsorge entwickelt. Zentrales Element ist die Eigenverantwortung der Bevölkerung, die in die Massnahmen zur Reduzierung der Katastrophenrisiken sowie im Katastrophenfall in die Erste Hilfe einbezogen wird. Im Rahmen dieser Strategie werden Gruppen Einheimischer in Suchen und Retten, Brandbekämpfung und Erster Hilfe ausgebildet.

Im Weiteren geht es darum, die Existenzgrundlagen in den Dörfern zu verbessern. So bauen wir zum Beispiel Strassen, um den Zugang zu Märkten zu erleichtern.

Auf welche Weise unterstützt die DEZA das Pakistan-Programm von Malteser International im Bereich der Katastrophenvorsorge?
Die DEZA unterstützt ein Projekt im Chail-Tal im Nordwesten Pakistans. In diesem Projekt sorgen Einheimische für die Wiederaufforstung von Steilhängen und errichten Sperren an erdrutschgefährdeten Hängen.

Der Beitrag der DEZA besteht im Wesentlichen aus finanzieller und fachlicher Unterstützung. Es ist zum Beispiel der DEZA zu verdanken, dass Lehrgänge für Einheimische stattfinden konnten. Das gilt auch für die technische Expertise: Schweizer Ingenieure besuchten Projekte in Pakistan und berieten einheimische Kollegen.

In Zusammenarbeit mit dem Welternährungsprogramm der UNO wirkte die DEZA auch in der Projektverwaltung unterstützend.

Welche Projekte des Malteser-Programms unterstützt die DEZA?
Zurzeit unterstützt die DEZA nur das Projekt im pakistanischen Chail-Tal. Es ist jedoch geplant, weitere Projekte dieser Art in Zusammenarbeit mit der DEZA durchzuführen.

Maria Daud wurde 1980 geboren. Sie absolvierte ein Masterstudium in Volkswirtschaft an der Universität Peshawar in Pakistan und arbeitete als Referentin für Existenzgrundlagen auf Distriktebene bei der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der UNO, bevor sie zur NGO Malteser International in Pakistan wechselte.

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