Mit der bevorstehenden Feier zum 30. Jahrestag des Endes der Covid19-Pandemie begann ich, meine Erinnerungen an diese unsicheren Zeiten zusammenzustellen, als ich in Wien lebte und arbeitete. Ich nahm über die Freunde meiner Eltern Kontakt mit der Künstlerin Anna Balatsch auf und blieb in ihrer Wohnung und ihrem Studio, während sie in New York war, um an einem Projekt für die NY Philharmonics zu arbeiten. Sie kam kurz vor Beginn der Sperrung aus den USA zurück, und trotz aller Erwartungen verbrachten wir die gesamte Haftzeit zusammen. Als unser tägliches Leben durch die strengen Regeln für die Eingrenzung radikal verändert wurde, entwickelten wir ein engmaschiges Zusammenleben, das von wunderbaren Kochsitzungen, lebhaften Diskussionen und fehlgeschlagenen Versuchen, eine strenge Trainingsroutine aufrechtzuerhalten, unterbrochen wurde. In diesen Monaten lernte ich aus Annas echter künstlerischer Produktion und war besonders beeindruckt von ihrer spontanen Verwendung von Brennnessel und Orangensaft - unserem «Elixier der Immunität», das wir rituell tranken - als Aquarell. Das Zusammenleben mit Anna Balatasch in einem häuslichen Raum, in dem Kunst und Leben zusammenwachsen, hat meine Beziehung zu Kunst und ihren Machern verändert. Heute ist Anna Mitte achtzig und lebt zufällig in der Stadt, die ich zu Hause nenne, Catania. Verheiratet mit einer lieben Freundin der Familie, ist sie die Patin meiner Zwillinge. Sie hörte nie auf zu arbeiten und wurde eine lebenslange Künstlerfreundin. Diese Ausstellung ist eine Erinnerung und eine Hommage an ihre Gastfreundschaft.
Pietro Scammacca, Wien, 2050

Ausstellungsdauer:
6. Juni bis 29. August 2020